dieses Krieges die Betonung des deutschen Menschen also auch seines Geistes
gälte, mithin der Anlaß gleichfalls ein ideeller wäre, so würde die Form, in der
ein geistiger Wille mit geistigen Mitteln schließlich in die Erscheinung träte,
doch die typische des Rrieges, die ungeistige Gewalt sein. Das Erreichte dringt
nicht in die Umwelt. Es wird ihr aufgedrungen.
Die technischen Errungenschaften bedeuten gleichfalls nur äußeres Herr-
werden. Die kaufmännischen oder praktischen Mittel, wie z. B. das Studium der
Staatswissenschaft werden zum Zweck der tatsächlichen Macht des Einzelnen
innerhalb der menschlichen Gemeinschaft aufgewendet. Die physikalischen For
schungen haben dem Menschensyndikat dadurch, daß sie Raum und Zeit auf
die Kniee zwangen, Macht über die materielle Natur verschafft. Aeußere Gewalt
aber ist für den Geist unverständlich und kommt überhaupt für ihn nicht in
Betracht. Die Lust an Kampf und Kombination, die Freude des Herrschbewußt
seins, sind in beiden Fällen psychologische Begleiterscheinungen, aber keine werte.
Die internen Erfolge können nur zu kulturellen werden: wenn der Einzelne
durch sein materiell Erreichtes ungehindert Arbeiter am Gesamtaufstieg wird,
die externen, wenn die Erfindungen Grundlage für ideelle Dinge werden. Das
ist der praktisch-direkte weg. Oder aber die Errungenschaften werden in das
Bewußtsein der Menschen aufgenommen und beeinflussen stimmungshaft die
gesamte Höhenlage. So kann etwa das Gefühl des Herrseins über der Welt,
von einem kleinen Teil des Geistes real-äußerlich erreicht, erhöhend auf die innere
Haltung des Gesamtgeistes der Außenwelt gegenüber einwirken. Das ist der
weg der Verarbeitung. Erst der innere Besitz kann eine Überfachwissenschaft -
liche und überpraktische Bereicherung verbürgen. Die ins Freie losgelassenen
Hirnprodukte schließen sich erst zum Ringe — dem Symbol des Ewigen —
mit der Wirkung auf die Seelen der Menschen, wenn das, was die Welt
objektiv erreicht, nicht auf die Welt zurückfließt, bleibt es eine Luxusangelegen
heit. In dieser Beziehung sind die Amerikaner das typische primitive Urvolk
der Neuzeit.
Die Kunst- und Philosophieschöpfungen beanspruchen hier durchaus eine
Sonderstellung, da sie sich nicht auf einen Gehirnbezirk, sondern über der Breit
seite aller Menschlichkeit überhaupt erheben. Sie sind selbst Extrakte des
Lebens. Sie haben alle an sich unlebendigen, „technischen" Gebilde in sich auf
genommen. Höhenanzeiger des jeweiligen Verhältnisses von Mensch und Welt.
Da sie bereits auf dem Wege des Zustandekommens mit der Kultur verbunden
sind, haben sie schon an sich Kulturwert — nämlich den, den sie anzeichnen —
auch ohne die rückwärtige Verbindung der Wirkung (die eine so vorwärts
bringende ist, weil Fernhörige die Apparate bauen). Das „technische" Werk hin
gegen bedarf zum Anschluß an den Gesamtgeist der Wirkung vom Produkt
zurück auf den Menschen. Die hohen Objekrivationen des Geistes bleiben in der
Luft hängen, wenn sie nicht zur Erkenntnis werden. Die Haltung der
Seelen ist Kultur. Die Schöpferischen sind Mittler. Die Handelnden