Organe auf harte Probe gestellt hatte, mit der Hoffnung, dass
las Ziel endlich erreicht sei *).
Die peinigende Zwielichtstimmung, die solcher Weise
während des abgelaufenen Jahres über der Kunstgesellschaft
lag, wurde von einem Ereignis durchbrochen, das Alle zur
Freude aufrief, vom Koller-Jubiläum.
Am 21. Mai 1898 wurden es 70 Jahre, dass Rudolf
Koller in Zürich geboren war. Die Kunstgesellschaft liess es
sich nicht nehmen, der Bedeutung dieses Tages auch nach
aussen hin das gebührende Relief zu geben. Nichts war ge-
eigneter, den Meister zu ehren, als eine Ausstellung seiner
Werke, die vor Augen führte, wie er das geworden, was er
seinem Volke ist. Die Basler Böcklin-Ausstellung gab das
Vorbild. Von Mund zu Munde ging der Wunsch, wie man
Gottfried Keller und Arnold Böcklin an ihrem 70. Geburts-
tage geehrt habe, so solle, der dritte in dem Freundschafts-
bunde, auch Rudolf Koller nun geehrt werden: hätte er kein
andres Anrecht darauf, als jenes, welches das Verdienst ihm
yibt, dass er wie wenige Künstler mit seiner ganzen Wesen-
*) Seit dem Schluss des Betriebsjahres ist diese Hoffnung grausam
zu Schanden geworden. Die ausserordentliche Generalversammlung der
Kunstgesellschaft hat den Vertrag am 1. Februar ohne Widerspruch, der
Grosse Stadtrat am 11. März mit 83 gegen 4 Stimmen ratifiziert, die
Gemeinde aber in der Abstimmung vom 30. April mit 9079 gegen 7776
Stimmen verworfen. Der Vorstand der Kunstgesellschaft hat sich in der
ausserordentlichen Generalversammlung vom 24, Mai zum Studium neuer
Projekte, woher immer sie kommen mögen, bereit erklärt, lehnt es aber
ab, die Verantwortung für die jetzt bestehenden Verhältnisse weiter zu
tragen, wenn bis zum Schluss dieses Jahres die befriedigende Lösung sich
nicht findet. Nur allzu deutlich hat es sich seither gezeigt, wie leicht-
fertig vor der Abstimmung das Wort: «Es gibt noch Bauplätze genug»
von der Unkenntnis der Verhältnisse und Bedürfnisse hingeworfen und
geglaubt wurde.