der informellen Nachkriegsmalerei vorwegnahm (Dubuffet), während
Bilder wie «Der verwirrte Planet» (1942) und «Junger Mann, beun-
ruhigt durch den Flug einer nicht-euklidischen Fliege? » (1942/47) eine
derart unkontrolliert-spontane Pinselführung zeigen, daß sie einen Meister
der «Action Painting» wie Jackson Pollok beeinflussen konnten.
Obwohl das Zürcher Bild nicht die größte Fassung zum Thema «Die
ganze Stadt» darstellt, darf es doch als die wohl eindrücklichste gelten.
In keiner andern Version findet sich dasselbe spannungsvolle und zugleich
abgeklärte Verhältnis von Vordergrund, Stadt und Mond. Max Ernst war
immer ein aufmerksamer Beobachter, der das Zeitgeschehen beinahe seis-
mographisch genau verfolgte. Die Erschütterungen, denen Europa und vor
allem dessen Großstädte ausgesetzt sein würden, war ihm 1935/56 bereits
eine schmerzliche Gewißheit. Auf unserem Bild ist alles Leben in der
Stadt bereits ausgemerzt. Wir fragen uns, ob die Erinnerung an versun-
kene Dschungelstädte, die der Künstler anläßlich einer Indochinareise
1924 gesehen haben muß, die Imagination — vielleicht nur im Unter-
bewußtsein — beeinflußt hat?. Als beinahe überwirkliche (sur-reale)
Koinzidenz mag es erscheinen, daß Max Ernst genau zehn Jahre nach Voll-
endung der Städtebilder sich in Arizona ein Haus baute, von dem er eine
Aussicht auf einen kahlen, felsigen Bergrücken genoß, den eine auffallende
Ähnlichkeit mit dem Burghügel unseres Bildes verbindet?!, Wir fragen uns
jedoch des weitern, ob das Leben in der Stadt durch den riesigen Feuerball
versengt oder ein Opfer wurde der dumpfen, gierig-gefräßigen und alles er-
stickenden Vegetationswut? Unseren hochentwickelten und deshalb emp-
findlichen Städten ist auch in den Nachkriegsjahren die Bedrohung geblie-
ben — um im Sinne unseres Bildes zu sprechen: von oben wie von unten.
Felix Andreas Baumann