Die Listen in den Jahresberichten unterrichten darüber, wie stark unsere
Sammlung durch Leihgaben an auswärtige Ausstellungen beansprucht
wird. Wir sind grundsätzlich für eine liberale Ausleihpolitik, wissen wir
doch aus eigener Erfahrung, wie wichtig, fördernd und anregend sinn-
volle Ausstellungen sein können. Allerdings sind die Gesuche um Leih-
gaben so zahlreich, daß notwendigerweise Grenzen gesetzt werden müs-
sen. Das entscheidende Wort haben dabei die Restauratoren. Jedes Aus-
leihgesuch geht zuerst an sie, damit sie entscheiden, ob eine Reise des
Werkes verantwortet werden kann. Weiter ist zu prüfen, wie wichtig
und notwendig eine Ausstellung ist. Doch auch so ist die Liste der Werke,
die vorübergehend abwesend sind, groß genug. Das gibt uns jedoch auf
der andern Seite Gelegenheit, zeitweise Bilder und Plastiken, die sonst
im Depot sind, zu zeigen und so die Treue regelmäßiger Sammlungs-
besucher zu honorieren. Wir wissen, daß es sich bei dieser Art Besucher
um eine Minorität handelt, eine Minorität aber, die uns wertvoll ist,
so daß alles getan werden sollte, um sie zu vergrößern. Wir hoffen,
daß uns der Neubau dazu vermehrt Gelegenheit bieten wird, indem wir
nicht nur mehr Platz für die Sammlung als Ganzes, sondern auch für
sammlungsinterne Ausstellungen gewinnen. In dem Bestreben, schon
jetzt auf weniger bekannte Bestände der Sammlung hinzuweisen, haben
wir Ende des Jahres eine kleine Sonderschau von Dürer-Grafik gezeigt,
die wir jener praktisch vollständigen Sammlung von Dürer-Drucken ent-
nehmen konnten, welche die Familie Schindler uns als Leihgabe auf lange
Sicht zur Verfügung stellt.
In dem kleinen Raum vor dem Schalter der Büros war die Grafikfolge
Kandinskys, «Kleine Welten», zu sehen als Hinweis auf die schöne gra-
fische Sammlung, die das Kunsthaus besitzt. Diese wird allerdings in
nächster Zeit Ansprüche stellen, bedarf sie doch einer Neuordnung und
vermehrter Pflege, wenn sie, wie wir hoffen, im Neubau sich mehr wird
entfalten können.