Phase des farblich organisierten Horizontalablaufs
standardisierter vertikaler Farbbänder garantierte je-
doch nur das progressive Gesetz der linearen
«Endlos»- Reihe in einer Richtung. Eine neue anonyme
Dimension ist das Resultat dieser Operation, die
keine Beziehung mehr zum elementaren Raum des
frühen Konstruktivismus aufweist.
Die Gewinnung dieser Dimension wurde Vorausset-
zung zu weiteren Untersuchungen der Beziehung
zwischen Element und Plan. Es war offenbar, dass das
mobile Standardelement wieder nur im Verband,
als Element einer Gruppe, entwicklungsfähig ist.
Trotz Anonymität der Struktur, Standardisierung
der Mittel und deren Zusammenfassung zu Gruppen
bleibt der Einbezug der Farbe als ungelöstes Pro-
blem offen.
Typisch für die Periode der durch mobile Standard-
elemente gebildeten Vertikalordnungen der
frühen vierziger Jahre war die geringe Kennzeichnung
durch Farbe. Ablauf und Rhythmik wurden we-
sentlich durch Anzahl, Grösse, Lage und Zwischen-
räume von Elementen und Gruppen bestimmt,
die Intervallisierung der richtungsbestimmenden Ver-
tikalen liessen eine systematische Strukturierung
durch die Farbe als unnötig erscheinen.
Wohl führte die Analyse der vorangegangenen Arbei-
ten dazu, dem Standardelement durch Vervielfachung
eine gruppenbildende Funktion zuzuweisen, aber die
Frage blieb unbeantwortet, in welcher Weise die
Zahl der Elemente einer Gruppe mit der Zahl der Far-
ben zu identifizieren sei. Durch Vervielfachung
gewonnene Aktionsfreiheit ergab nach wie vor kom-
positionelle Resultate mit individuellen Entschei-
dungen. Unverändert blieb die Diskrepanz zwischen
den genormten Elementen und der unorganisierten
Fläche. Weder die Differenzierung der Elemente durch
die Farbgebung noch die Einsetzung von Zahlen-
reihen oder die Intervallisierung hoben den Wider-
spruch zwischen Element, Gruppe und Plan auf.
Die Ordnung wird nach wie vor durch willkürliche
Eingriffe bestimmt.
Ebenso bildet der Vertikalcharakter der mobilen
Standards eine entscheidende Hemmung In der Or
ganisation der Gesamtfläche. Im Laufe der Unter-
suchungen wird das horizontal geführte rhythmische
Gestaltungsprinzip In ein solches der Vertikal-
Intervallisierung übergeleitet. Die Horizontalrhythmik
wird In einer nächsten Phase mit derjenigen der
Vertikalität verbunden und damit die erste Vorausset
zung zum Strukturfeld geschaffen.
Die Ausschaltung kompositioneller Aspekte führte
vorerst zu Hemmungen im Ablauf des Schaffens-
prozesses. Erforderlich war, die Intuition auf eine län-
gere Zeitdauer zu kristallisieren und mit der
angestrebten Methode In eine Verbindung zu bringen.
Das erkannte Bildgesetz diktierte der Spontaneität
Richtung und Ablauf. Die Laborarbeit trat an die Stelle
der spontanen Aktion.
Durch die Bildung gleicher Standards und deren
Zusammenfassung zu Gruppen entsteht ein veränder
ter Begriff der Thematik: die Gruppe übernimmt
die Funktion des Einzelelements, die Gruppenthema
tik entsteht. Trotz dieses wichtigen Schrittes, der
mit der neuen thematischen Reihung die Tektonik des
frühen Konstruktivismus ablöst, bleibt die Auf-
gabe, die Beziehungen zwischen Element, Gruppe
und Fläche grundsätzlich zu überdenken. Immer
noch ist die Bildfläche der Plan, auf dem die Gruppe
kompositorisch angeordnet wird, d.h. es bleibt
ein relativ grosses Mass an iIrrationalen Möglichkeiter
bestehen. Ohne Zweifel bedeuten die gleich-
zeitig erfolgten analytischen und synthetischen
Methoden eine kunstgeschichtlich wichtige
Etappe zur Systematisierung der Struktur und zur
Ablösung von der primär ästhetisierenden Tektonik
des vorangegangenen Konstruktivismus.
Mm