Restaurierung
Der Schwerpunkt der Arbeit der Restaurierungs-
abteilung lag im Berichtsjahr im Konservieren, Vor
bereiten und Betreuen des Ausstellungsgutes.
Bei der Bearbeitung der Werke für die Dada-
Ausstellung wurden wir mit besonders interessan-
ten Fragen der Konservierung und Restaurierung
von moderner Kunst konfrontiert.
Die vielfältigen Erscheinungsformen der Objekte
dieser Bewegung - vom einfachen Dokument bis
zur gewagten Kombination von damals in der Kunst
neueingeführten Materialien — stellte eine Reihe von
Problemen technologischer wie ästhetischer Natur.
In einigen extremen Fällen hat die Alterung des
Materials die Werke derart verändert, dass der
Betrachter unter Umständen zu einer Interpretation
geführt wird, die vom Autor nicht beabsichtigt war
Alle für die Ausstellung vorgesehenen Werke
kamen zur Kontrolle und Vorbereitung ins Restaurie-
rungsatelier. Dort wurde zusammen mit den Aus-
stellungsleitern die Rahmung besprochen, wobei für
die meisten Werke bereits Rahmen vorhanden
waren.
Die graphischen Blätter wurden grösstenteils neu
passepartouriert. Bei diesem Vorgang ist wesent-
lich, dass dazu ein säurefreier Karton verwendet
wird, um Abbaureaktionen auf dem originalen
Papier zu vermeiden. Die Blätter wurden locker im
Passepartout fixiert, damit sie sich bei Klima-
schwankungen frei bewegen können. Der Klebstoff
für ihre Fixierung auf dem Karton ist stabil, leicht
löslich und verursacht weder Verfärbungen, noch
dringt er zu weit ins Papier ein.
Die Werke auf Papier - hauptsächlich Plakate,
Manifeste und Flugblätter - hatten ursprünglich der
Zweck, direkt und provokativ herauszufordern, und
zwar ausserhalb des offiziellen, kulturellen
Rahmens. Da sich die Absicht der Künstler auf
spontane Produktion und Vermittlung richtete, waı
ihnen die Dauerhaftigkeit dieser Blätter kein be-
sonderes Anliegen. Es wurde billiges Papier
verwendet, meist Holzschliffpapier, das in der
Zwischenzeit stark verbräunt und brüchig geworder
ist. Durch ihr verbrauchtes Aussehen verloren die
Blätter zwar an direkter Wirkung, gewannen aber
teils einen anderen ästhetischen Reiz, der wiederurr
durch die Rahmung unterstützt wird.
Der Urzustand der Papiere liesse sich durch
forciertes Bleichen und aufwendige Restaurierungs
arbeit weitgehend wieder erreichen!. Doch würde
eine solche Massnahme die Papierfasern noch
weiter schwächen. Wir respektieren deshalb nicht
nur den Urzustand, sondern auch den natürlichen
Alterungsprozess, der dem Werk eigen geworden
ist und der die historische Distanz sichtbar macht.
Denn es käme einer Fälschung gleich, wollten wir
den Werken den Anschein geben, sie seien heute
entstanden.
Im letztjährigen Ausstellungsprogramm kamen wir
mit weiteren Werken in Berührung, die konser-
vierungstechnische Probleme aufweisen. Anhand
einiger Bilder, die bei der Kirchner-Ausstellung zu
sehen waren, lässt sich ein grundsätzlicher Aspekt
für das Verständnis und die Interpretation der
Staffeleimalerei des 20. Jahrhunderts darlegen: Deı
Stellenwert der matten Ölmalerei. Ernst Ludwig
Kirchner hat als Malmittel seinen Ölfarben (Firma
Rembrandt) reinen, in Benzin gelösten Wachs
beigemischt, um die Farbe matt zu halten. Dadurch
konnte er den expressiven Effekt .der Farbigkeit ste!
1 Die graphischen Werke wurden von Frau Annagret Bürki
'Papierrestauratorin in Bern) konserviert. Wir konsultierten sie In
allen papiertechnischen Problemen.
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