wandtschaften auf, die, unabhängig von ihrer eher
ironischen bzw. affirmativen Haltung, zur gemeinsamen
Titelgebung mit Gral geführt haben.
Andreas Dobler ordnet im Bildgeviert, über einem
diagonal gevierteilten Hintergrund zentralsymmetrisch
vier kreuzförmig ausgebrochene Cazller-Schokoladenriegel
an, über die er Wattestäbchen so legt, dass die gegen die
Bildmitte hin gerichteten Schenkel der Andreas-Kreuz-
formen sich in einem vielteiligen Polygon touchieren. Die
Symmetrie wird mehrmals gebrochen durch die leichte
Schrägansicht der Schokoladenriegel, die jeweils differen-
zierte Lage der Wattestäbchen, die im Uhrzeigersinn aus
den Bildecken verrückten Bilddiagonalen sowie die
verschiedene Farbgebung der daraus resultierenden Rhom-
boide. Die Bildkomposition arbeitet scheinbar mit veri-
stischen Mitteln, in der detailgetreuen, die Plastizität der
Gegenstände herausstreichenden Genauigkeit des Fotorea-
lismus, wobei jedoch die Farbgebung der Gegenstände —
Schokoladenriegel, Wattestäbchen- und deren Anordnung
im und «auf» dem Bildgefüge ihre reale Wiedergabe relati-
viert. Was kompositorisch daraus resultiert, ist einerseits die
plakative, heraldische Wirkung des Gesamtbildes, das man
gleichsam als Wappenscheibe der Konsumgesellschaft
lesen könnte, und andererseits ein Tiefensog gegen die Bild-
mitte hin, der durch die Kreisbewegung der verrückten
Bilddiagonalen noch verstärkt wird.
Rut Himmelsbach arbeitet mit symmetrischen Bezie-
hungen, die sie stellenweise betont, indem sie sie anderswo
bewusst aufbricht. Ihre Mittel sind jedoch nicht die der
«veristischen» Malerei, sondern der Kombination aus foto-
grafischen Elementen (auf Keilrahmen gespanntes Foto-
leinen) und «reinen», nur in einer Farbe bzw. deren Hell-
Dunkel-Abstufung gehaltenen Leinwänden. Die eigent-
liche Werkmitte wird von einer tief marineblauen Rhom-
boidfläche eingenommen, die sich zur «Bildmitte» hin
zunehmend aufhellt und damit sowohl ein Glanzlicht wie
auch eine Tiefenwirkung evozieren kann. Die beidseitig
an diese Fläche anschliessenden Fotoleinwände zeigen in
einer Nahansicht, einem «close-up», das den Umraum
undefiniert belässt, zum einen ein italienisches Brot, zum
anderen fünf zu einer Wegfläche gefügte Steinplatten,
wobei die aus den Zwischenräumen wachsenden Gras-
narben ein rosettenartiges Muster beschreiben. Diesem
antwortet auf der rechten Seite die Rosettenform des einge-
kerbten Brotlaibes.
Gebrochen wird die Symmetrie der Flächen lediglich durch
zwei asymmetrisch an die Fotoleinwände angefügte, tief-
blaue Leinwandrhomboide, die die gesamte Komposition
virtuell in eine Kreisbewegung führen, ohne aber deren
labile Balance zu stören. Damit erreicht Rut Himmelsbach
eine weitgehend offene, doch immer korrelierende Lese-
weise beim Betrachter: «Was die Arbeiten... zum Leben
bringt, sind Beziehungen, Fotografien, gemalte Bildtafeln
und Objekte stehen zueinander in formaler Abgeschlos-
senheit und bilden zusammen labile Gleichgewichte
Begegnungen’ hiess 1986 eine ıhrer Ausstellungen). Von
den einzelnen Elementen geht eine kostbare Reinheit aus.
Sie scheinen zu atmen, und es liesse sich zwischen ihnen
beinahe ein leises Tönen wahrnehmen.»!
Auch bei Dobler geht es um Beziehungen; hier jedoch in
der mit hyperplastischen (oder illusionistischen) Mitteln
erreichten Überlagerung von «kontradiktorischen» Gegen-
ständen, —- ähnlich der Bildfindung phantastischer
«Wirklichkeit» im Surrealismus eines Dali der dreissiger
Jahre —, die ihrerseits ein streng komponiertes Verhältnis
mit dem Bildgrund eingehen. Dem «Übereinander» in der
kaleidoskophaften Anordnung der Bildelemente steht das
«Nebeneinander» der Foto- und Bildtafeln Rut Himmels-
bachs gegenüber.
Als «tertium comparationis» sei hier ein drittes Werk aus
der Sammlung des Kunsthauses angeführt, das zwar im
Titel nicht direkt auf den Gral Bezug nimmt, diesen aber
mit Bildgegenstand und Inskription deutlicher als die
beiden hier besprochenen Werke thematisiert: das gross-
formatige Bild Parsifal, vom deutschen Künstler Anselm
Kiefer 1973 gemalt.? In der Mitte der zentralperspektivisch
angelegten Holzbalkenstruktur, die den Dachboden-Ate-
lierraum Kiefers zum Theaterraum uminterpretiert, zeigt
der Künstler in einer Art «Zustandsstilleben» eine mit roter
Farbe gefüllte Emailwaschschüssel, dramatisch isoliert und
«literarisch» überhöht. In konzentrisch geführten Halb-