AUSSTELLUNGEN
Triumph und Tod des Helden,
Europäische Historienmalerei von Rubens bis Manet
Dank dem Wallraf-Richartz Museum in Köln, wo Ekke-
hard Mai mit einem internationalen Stab von Wissenschaf-
'ern die Ausstellung erarbeitet hatte, und erstaunlich gross-
zügiger Leihgaben, insbesondere des Musee des Beaux-
Arts in Lyon, das sich als dritte Station der Tournee an-
schloss, wurde es seit vielen Jahren wieder einmal möglich,
»ine bedeutende Ausstellung von Gemälden älterer
Meister zu zeigen. In Zürich stand Poussins «Venus führt
Aeneas zu seinen Waffen», gefolgt von Batonis «Herkules
am Scheideweg» und Luca Giordanos «Sieg Michaels», am
Beginn und rückte die heute ungewohnte thematische
Perspektive ins Bewusstsein: die Historienmalerei als
Hauptgattung der europäischen Malerei vom 17. bis ins 19.
[ahrhundert. Während in Köln die Ausstellung präziser
auf den Tod des Helden mit dem Gipfelpunkt im franzö-
sischen Klassizismus ausgerichtet werden konnte, schien
es für die Zürcher Situation sinnvoller, ein allgemeines
Panorama in drei grossen Epochenschritten zu geben.
Nach dem Auftakt mit Rubens entfaltete sich in vier Okto-
gonen die Barockmalerei —die «Grande maniere» um Pous-
sin, die Holländer mit Rembrandt, um ein Prachtsbild
Pietro da Cortonas die Italiener, schliesslich die Zeit Louis’
XV. Davids gewaltige «Andromache an der Leiche Hektors»
dominierte den weiten, silbergrauen Salon des inter-
nationalen Klassizismus. Zwei Kabinette mit den anglo-
amerikanischen und napoleonischen Ereignisbildern
führten zu der tiefroten Halle, die acht grossformatige
Hauptwerke der romantischen Historienmalerei um
Delacroix’ «Tod des Mark Aurel» vereinte. Den Ausklang
bildete ein kurzer Epilog mit Spaltprodukten aus dem
Zusammenbruch der Gattung um 1870, u.a. Manets
«Totem Torero» und Böcklins «Kentaurenkampf».
Um die hier fremde, etliche Vorkenntnisse verlangende
Materie besser verständlich zu machen, wurden ein paat
schweizerische Gemälde eingefügt, die vertrautere Ge-
schichten ins Bild rückten und in ihrer demokratischen
und humanitären Zielrichtung aktueller erschienen. Über
dies wurden sämtliche Räume und Exponate mit kurzen
erläuternden Texten versehen und in sechs Seitenkabi-
netten mit Graphik bestimmte Aspekte der Gattung
didaktisch aufgearbeitet. Der Erfolg war eher qualitativ als
quantitativ; bereits der ganz überwiegend interessierten
und wohlwollenden Presse bereitete die anspruchsvolle
Thematik Mühe. Doch wurde die Herausforderung von
vielen Besuchern angenommen; eine ungewöhnliche
[ntensität der Auseinandersetzung war in den Sälen
spürbar.
Geschenke und Neuerwerbungen zum 200-Jahr-Jubiläum de
Zürcher Kunstoesellschaft
Um die Fülle der Jubiläumserwerbungen voll zur Geltung
zu bringen, wurden sie zunächst in einer imposanten
Präsentation im grossen Ausstellungssaal geschlossen
gefeiert, bevor sie an den ihnen zukommenden Stellen im
Sammlungsganzen ihre Wirksamkeit entfalten und neue
Sinnzusammenhänge erschliessen sollten. Der Inhalt
dieser Ausstellung ist folgerichtig im Bericht über die
Sammlung (S. 4) zu erläutern; ihr historischer Anlass
konnte anhand einer mit zahlreichen Originalen berei-
cherten Dokumentationsausstellung vergegenwärtigt wer
den, die die Schweizerische Bankgesellschaft anlässlich de‘
200-Jahr-Feier für ihre Schaufenster herstellen liess.
A.R. Penck
Die Retrospektive mit Werken von A.R. Penck, die zu:
sammen mit der Nationalgalerie Berlin erarbeitet worden
war, präsentierte dessen malerisches Schaffen von den
Anfängen in Dresden über die siebziger Jahre, in denen de!
bis 1980 in der DDR verbleibende Künstler fast ausschliess:
lich im «Westen» ausstellen konnte, bis zu den in Dublir
und London entstandenen Gemälden von 1985-836.