Volltext: Jahresbericht 1989 (1989)

zugänglich gemacht werden. Viele und nicht nur junge 
Besucher erlebten die Installationen sozusagen als Selbster- 
fahrungsräume und reagierten mit offensichtlicher Freude 
und Lust darauf. Ergänzt wurde die Ausstellung durch ein 
Programm mit aus unserer eigenen Videosammlung zu- 
sammengestellten Videobändern der beteiligten Künstler. 
Das Kunsthaus konnte nämlich mit dieser Ausstellung ein 
Jubiläum feiern: vor genau zehn Jahren haben wir 
begonnen, Video als künstlerisches Ausdrucksmittel in un- 
sere Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit einzubeziehen. 
Klaudia Schifferle 
Bilder und Plastiken 1989 
Anfang Februar 1989 hat die 1955 in Zürich geborene 
Klaudia Schifferle, deren Plastiken und Zeichnungen 1987 
bereits innerhalb der Ausstellung «Stiller Nachmittag» 
vorgestellt wurden, den «Preis für Junge Schweizer Kunst» 
erhalten. Teil der erst zum zweiten Mal von der Zürcher 
Kunstgesellschaft verliehenen Auszeichnung, die in der 
Regel im Zweijahresrhythmus an Schweizer Kunstschaf- 
fende bis 40 verliehen werden soll, ist eine Ausstellung in 
den Erdgeschossräumen des Kunsthauses., 
Die Tatsache, dass sich das Schaffen der Künstlerin mit 
ihrem Umzug nach Mailand, wo sie seit September 1988 
lebt und arbeitet, spürbar veränderte, liess es ratsam 
erscheinen, jene künstlerische Produktion vorzustellen, 
die im Zeitraum zwischen der Preisverleihung und der 
Ausstellung selbst entstanden ist. 
Klaudia Schifferle hatte sich in diesen acht Monaten 
ganz auf ihre Arbeit konzentriert und in der bislang unge- 
wohnten Weite der Mailänder Atelierräume neben Zeich- 
nungen und Graphiken grossformatige Ölbilder und zahl- 
reiche teils massive Zementplastiken geschaffen, die 
vornehmlich von der Auseinandersetzung mit dem 
Aussenräumlichen, von Grenzerfahrungen zwischen 
Innen- und Aussenraum und von ihrer Vorstellung von 
«Landschaft» zeugen. 
Gegen zwanzig Bilder und eine Gruppe von neun 
Zementplastiken konnten wir in den Erdgeschossräumen 
erstmals zeigen und in einem kleinen Katalog dokumen- 
tıeren. 
AUSSTELLUNGEN IN DER SAMMLUNG 
Happy Birthday Photography 
In den üblicherweise Böcklin und Füssli zustehenden 
Sammlungsräumen breitete sich als Beitrag zum 150. Ge- 
burtstag der Photographie die Erstpräsentation der Samm- 
lung des Hamburger Photographen Werner Bokelberg aus. 
Ein photohistorisches Ereignis, zweifellos, wurden damit 
doch Raritäten, Entdeckungen oder weltberühmte Sujets 
in unübertroffenen Abzügen publik, die einen neuen 
Massstab an Qualität setzen. In 25 Jahren haben lediglich 
136 Aufnahmen den hohen Ansprüchen des Sammlers 
genügt. Auf den ersten Blick meist unprätentiöse Sujets — 
häufig Stilleben und Architekturstudien — vereinigen sich 
über den Zeitraum von hundert Jahren (1839—1942) zu 
einer Idealkollektion, die ganz vom Auge des Sammlers 
lebt. Die Photographie gewinnt so ihre Bildhaftigkeit zu- 
rück und erfüllt in dieser Qualität in schönster Weise den 
Anspruch, innerhalb eines Kunstmuseums bestehen zu 
können. Das zur Ausstellung in exklusiver Auflage erschie- 
nene, mit auffälliger Sorgfalt gedruckte Buch wurde mit 
dem «Kodak Fotobuchpreis 89» ausgezeichnet. Auch wenn 
die Bokelberg-Sammlung wieder für Jahre im Archiv 
verschwindet, ist sie so dem Fachpublikum, das sie von 
Paris bis San Francisco mit Staunen wahrnahm, zum 
Studium verfügbar. 
Als zweiter Jubiläumsbeitrag durfte das Kunsthaus Zürich 
eine grosszügige Schenkung von 74 Originalabzügen und 
3 Portfolios entgegennehmen, die als «The Marc Rich- 
Collection» den Grundstock zu einer museumseigenen 
Photosammlung bildet. Die Schenkung umfasst 
Aufnahmen von «Photo-Künstlern» wie Atget, Kühn, Stie- 
glitz, Steichen, Strand, Weston, Renger-Patzsch, Herbert 
Bayer, Moholy-Nagy oder Man Ray, die in einem spezifi- 
schen Verhältnis zur bildenden Kunst ihrer Zeit stehen. 
Besondere Querverbindungen lassen sich zu Montagen, 
Collagen und Photogrammen unserer Dada-Sammlung, 
aber auch zur Schenkung von 84 Originalabzügen von 
Brancusi (1986) herstellen. Neben dem Ausbau der «Marc 
Rich-Collection» versucht die Photosammlung Kunsthaus
	        
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