Full text: Jahresbericht 1994 (1994)

Mit frühen graphischen Blättern von Sigmar Polke und 
Gerhard Richter konnten wir unsere bereits vorhandenen 
Bestände von Werken dieser Künstler ergänzen. Zwei 
neuere Holzdrucke von Felix Droese bereichern die her- 
vorragende Werkgruppe, die wir im Laufe der Jahre auf- 
gebaut haben und die durch die Dauerleihgabe des Insti- 
tuts für Auslandsbeziehungen von 90 Werken, die uns im 
Anschluss an unsere Ausstellung «Felix Droese: Das 
Gleichmass der Unordnung» zugesagt wurden, zu einem 
wichtigen Schwerpunkt in unserer Sammlung geworden 
Ist. 
Ein besonderes Geschenk durften wir von Frau Marti- 
ta Jöhr mit der hervorragenden Kunstmappe «Künstler 
gegen die Folter» von 1993 entgegennehmen, die Blätter 
von 19 bedeutenden Schweizer und internationalen 
Künstlern enthält. (Vergleiche den Kommentar von Franz 
Meyer in den Hinweisen auf Neuerwerbungen.) Frau Elsie 
Wyss schenkte uns einen Linolschnitt und 6 Zeichnungen 
von Ödön Koch vom Ende der sechziger Jahre, einer Zeit, 
in der seine abstrakten Bildhauerzeichnungen von trans- 
parenter, schwebender Leichtigkeit waren. Sie sind eine 
willkommene Ergänzung der Zeichnungsgruppe, die wir 
noch zu Lebzeiten von dem Künstler erwerben konnten, 
und bereichern einen seit Jahren gepflegten Schwerpunkt 
unserer Sammlung: die Bildhauerzeichnungen. Von 
Herrn Pierre Haubensak erhielten wir eine Aquatinta, die 
die beiden Blätter von 1992 ergänzt, die wir im vorigen 
Jahr angekauft hatten. Herr Brooke Alexander, New York, 
schenkte für meine letzte Sammlungsausstellung ein Pla- 
kat von Bruce Nauman, das dieser für seine Ausstellung 
«Holograms, Videotapes, and Other Works» bei Leo 
Castelli 1969 geschaffen hatte, und Annemarie und Gian- 
franco Verna übergaben uns das Artist-Book «Jorge Luis 
Borges, Ficciones» mit Siebdrucken von Sol LeWitt. 
In der seit 1980 aufgebauten Videothek, die heute fast 
400 Werke umfasst, haben wir die umfangreiche Samm- 
lung an Videobändern amerikanischer Künstler mit 
frühen Tapes von John Cage und Bruce Nauman ergänzt. 
Einen anderen grossen Bereich bildeten die Bänder jün- 
gerer Schweizer Künstler, wie Hanspeter Ammann, Enri- 
que Fontanilles, Francesco Mariotti und Pipilotti Rist, 
sowie die der blutjungen Amerikanerin Sadie Benning 
und des japanischen Newcomers Atsushi Ogata. Ausser- 
dem erwarben wir Tapes von den fast schon «Klassikern» 
der Videokunst Klaus vom Bruch, Cherif und Sylvie 
Defraoui, Ingo Günther und Marcel Odenbach. Die gros- 
se Nachfrage von Videointeressierten im Lesesaal der 
Bibliothek hängt wohl nicht zuletzt mit dem neuerlichen 
Aufschwung der Videokunst zusammen. Wir freuen uns 
ausserordentlich, dass der diesmalige Preis für junge Kunst 
des Kunsthauses zum erstenmal an einen Videokünstler 
verliehen wird. UP 
WISSENSCHAFTLICHE BEARBEITUNG 
UND KONSERVIERUNG 
In diesem Jahr lag der Schwerpunkt der Bearbeitung auf 
repräsentativen Werkgruppen von Füssli bis Graeser: 
Druckgraphik von und nach Johann Heinrich Füssli 
(74 Blätter), expressionistische Graphik (53 Bl.), das 
gesamte druckgraphische Werk von Camille Graeser (73 
Bl.), Werkzeichnungen von Zoltan Kemeny (89 Bl.). Von 
Ernst Georg Rüegg wurden die gesamte Graphik sowie die 
im Vorjahr geschenkten Zeichnungen inventarisiert (151 
Bl.). Von diesen Werken wurden 169 Blätter im Restau- 
rierungsatelier von Frau Annagret Bürki behandelt. 
Die Vorbereitungen zum dritten Band unserer Hodler- 
Zeichnungen, in dem die Entwürfe zu den beiden letzten, 
eng verwandten Monumentalkompositionen, dem «Blick 
in die Unendlichkeit» für das Kunsthaus und die Projekt 
gebliebene «Floraison» für die Universität Zürich, behan- 
delt werden sollten, konzentrierten sich zunächst auf die 
Gruppierung der Ideenskizzen. Dazu wurden aus 35 Skiz- 
zenbücher im Cabinet des dessins du Musee d’Art et 
d’Histoire in Genf 185 Ideenskizzen zu diesem Themen- 
kreis photographiert und wissenschaftlich erschlossen. 
Forschungen in den Archiven des Kunsthauses und der 
ETH sowie Gespräche mit Frau Gabriela Christen, Kon- 
servatorın am Nidwaldner Kunstmuseum, die eine 
Dissertation über Hodler vorbereitet, trugen Wesentliches 
zur Klärung der Entstehungsgeschichte der Wandbilder 
bei. Auf diesen Grundlagen konnte mit der Inventarisie- 
rung der ersten 100 Zeichnungen begonnen werden. 
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