unübermalt erhaltenen Werke aus der Zeit vor dem Zwei-
ten Weltkrieg, dem sein Pariser Atelier mit einem grossen
Teil seiner frühen Produktion zum Opfer fiel. Kurz nach
der Entstehung vom New Yorker Kunsthändler Pierre
Matisse erworben, entging «Germination» diesem Schick-
sal; als nach dessen Tod der Galeriefundus aufgelöst
wurde, kam es wieder zum Vorschein und konnte dank
Beiträgen des Künstlers und Herrn Jean-Pierre Scialom für
das Kunsthaus gesichert werden. Die mittlere Generation
ist mit Helmut Federle vertreten, dessen schon vorhande-
ne Werkgruppe um die neue «Black Series IX» ergänzt
wurde. Wie schon der Titel «In einen trüben Teich springt
plötzlich ein Frosch II» vermuten lässt, handelt es sich
hier um eine besonders geistreiche seiner Folgen kleiner
schwarzweisser Rechteckbilder, in deren Ablauf ein geo-
metrisches Thema dynamisch entfaltet wird; formale
Spannung und Präzision verbinden sich hier ungewöhn-
lich interessant mit konzeptuellen Überlegungen zur
Bildgestaltung im allgemeinen. Unter den jüngeren
Künstlern fand Marc-Antoine Fehr dank seiner Aarauer
Ausstellung grosse Beachtung; wir erwarben ein Fragment
aus seinem seit Jahren verfolgten gleichnishaften Projekt
über die grosse Mühle, den monumentalen «Müller», eine
sitzende Figur mit dem ganzen Anspruch altmeisterlicher
Menschendarstellung.
Obwohl der Sammlungskonservator angesichts der
Enge des Raumes kein besonderer Freund von Wechsel-
ausstellungen im Bereich der Sammlung ist, führte doch
gerade eine solche zu einer wirkungsvollen neuen Auf.
stellung der Sammlung. Da die der Räumung der Hodler-
Säle für die Präsentation der Werke von Richard Gerstl
zeitlich mit der Versendung mehrerer Gemälde von
Munch zu Ausstellungen in Oslo und in Deutschland
zusammenfiel, realisierte er eine schon seit der Erneue-
rung des grossen Saales im zweiten Obergeschoss gepfleg-
te Idee: hier in diesem nach Stil und Dimension der
monumentalen Kunst Hodlers so genau entsprechenden
Ambiente dessen grosse symbolistischen Kompositionen
und Landschaften zu zeigen. Und tatsächlich kamen sie
wie wohl schon lange nicht mehr zur Geltung. Da auch
das Publikum überraschend positiv reagierte, wurde die
französische Malerei des 19. Jahrhundert, die deutschen
«Impressionisten» und Edvard Munch im ersten Oberge-
schoss eingerichtet, während Ferdinand Hodler nun die
ihm zumal in Zürich zukommende Stellung als Bahnbre-
cher der Moderne im ersten Saal der oberen Etage ein-
nımmt.
Der fruchtbare Austausch von Ausstellen und Sam-
meln dehnt sich merkwürdigerweise sogar auf die an ande-
re Ausstellungen abgegebenen Leihgaben aus, indem die
dadurch entstehenden Lücken insofern unsere Platznot
etwas lindern, als zu Unrecht sonst nicht gezeigte Werk-
gruppen wenigstens vorübergehend sichtbar gemacht wer-
den können. So hing während der Beuys-Ausstellung in
Zürich, Madrid und Paris in dem Raum der «Olivestone»
die vor allem von Rene Wehrli mit grosser Sicherheit
gesammelte Gruppe von europäischen Werken der Nach-
kriegszeit, u.a. von Wols, Riopelle, de Sta&l, Poliakoff,
Täpies und Dubuffet. Die drei Leihgaben für die grosse
Mondrian-Retrospektive in Den Haag, Washington und
New York schufen Raum für eine Accrochage des schwei-
zerischen Surrealismus. An die Stelle der beiden frühen
Gemälde von Monet, die zu «Les Origines de l’Impres-
sionisme» in Paris und New York reisten, traten als Leih-
gaben eines Privatsammlers zwei späte «Rosenalleen»,
extreme Gemälde, die zu einem erhellenden Vergleich mit
den anderen Spätwerken von Monet anregen. Als unmit-
telbarer Ersatz für Gemälde von Degas in der Ausstellung
des Kunsthauses stellten wir u. a. der Stiftung Bührle Bil-
der von Monet, Petrini und Segantini zur Verfügung; des-
sen «Weisse Gans» trat dort in einen ebenbürtigen Dialog
mit Manets gleichartigem «Le grand duc».
Damit sind zugleich schon etliche Leihgaben genannt,
die - man sieht es - sich im Berichtsjahr vor allem durch
ihre Gewichtigkeit auszeichneten. Vor allem aus unseren
doch recht schmalen Beständen des Impressionismus und
der klassischen Moderne werden dauernd gerade die
bedeutendsten Stücke angefordert. Mit 119 Gemälden
respektive Skulpturen und 121 Arbeiten auf Papier ging
die Anzahl der ausgeliehenen Objekte gegenüber dem
von den Dada-Präsentationen gekennzeichneten Vorjahr
merklich zurück; doch wurden mit diesen nicht weniger
als 91 verschiedene Ausstellungen bedient.