Callum Innes - Watercolours
Der schottische Maler Callum Innes (*1962) zeigt in
seinen Arbeiten auf Leinwand und Papier, dass der
Akt des Malens immer auch ein Akt des Auslöschens
ist — des Auslöschens der unberührten Fläche oder des
zuvor Gemalten. Callum Innes hat sich eine sehr per-
sönliche Technik angeeignet, die man als negativen
Malakt bezeichnen könnte. Er macht Malerei durch
ihr (partielles) Auslöschen intensiv sinnlich erfahrbar,
spielt mit der Dialektik des Erscheinens und Ver-
schwindens, trägt Farbe auf und dann wieder ab (mit
Terpentin in den Bildern, mit Wasser in den Aqua-
rellen), um gleichzeitig auf das An- und Abwesende, das
Öffnen und Schliessen, das Diaphane und das Opake,
das Pigment und das Bindemittel, die Farbe und den
Bildträger, kurz: auf das sehr breite Feld von Mög-
lichkeiten innerhalb der Malerei hinzuweisen. Innes’
Gemälde auf Leinwand und Papier sind gleichsam
Metaphern für die (per definitionem flüssige) Malerei. —
Callum Innes zeigte zwei ganz neue Serien von Aqua-
rellen. In Tischvitrinen präsentierte er äusserst subtile
Arbeiten, bestehend aus zwei mit Wasser ineinander
verwischten Farbfeldern, von denen nur noch die
Ränder von den ursprünglichen Farben zeugen. In den
ungerahmt an die Wand gehängten «Exposed Water-
colours» kommt eine einzige Farbe zum Einsatz -—
Orange, Rot, Schwarz, Weiss oder Grau. Während das
horizontale Farbband noch nass ist, zieht der Künst-
ler die Pigmente mit einem in Wasser getauchten Pinsel
am linken oder rechten Blattrand herunter, allein auf
seinen malerischen Gleichgewichtssinn vertrauend.
Wandzeichnungen 1-Il
Sımon Patterson
Der 1966 geborene englische Künstler lässt normaler-
weise inkompatible Systeme, Diagramme oder Schemata
aufeinanderprallen und versucht durch ein attraktives
Design, den Leser dieser gegensätzlichen Botschaften
dazu zu animieren. einen Sinn oder gar eine mögliche
Synthese herzustellen. Im Kunsthaus verband Patterson
Farben und Graunuancen mit Namen. Die Farben bringt
man im Museumskontext mit «moderner» Malerei
in Verbindung, etwa mit Mondrian oder Lohse, auf
jeden Fall mit Farbensystematik. Es handelt sich aber
um eine genaue Reproduktion des Kodak-Farbkontroll-
streifens. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Namen
von neun Darstellern in Wildwestfilmen, deren Titel
seitlich als Werkbezeichnung gegeben werden. Was
haben nun diese Namen mit den Farbfeldern und
den Graunuancen zu tun? Dazu bloss ein paar Stich-
worte oder Fragen: Welche Wertskala ist reicher? die
der Farben oder die der menschlichen Stereotypen
zwischen Gut und Böse? Für welche Realität stehen
die Namen? Die Namen von Menschen, die Namen
von Farben? Solche grundsätzliche Fragen stellen
Simon Pattersons Zürcher Wandzeichnungen. Viel-
leicht genügen aber auch schon die rein visuellen
Impressionen: Der über die Augen ausgetragene
«fight» zwischen Namen und Farben, die Porträt-
galerie von Gary Cooper bis Charles Bronson über
John Wayne und die durch die Filme suggerierten
«wildwestlichen» Landschaften. - Indem Simon Patter-
son die Autorität anscheinend objektiver Daten unter-
gräbt, ihren schematisch-abstrakten Aspekt wieder in
die subjektive Sphäre zurückführt und ihnen ein
Quentchen Humor oder Poesie einhaucht, leistet er
einen eigenständigen und zeitgenössischen Beitrag
zu jenem reichen Kapitel in der Geschichte der Be-
ziehungen zwischen Menschen, Objekten und Namen,
das mit der Begegnung zwischen einer Nähmaschine
und einem Regenschirm auf einem Seziertisch begon-
nen hat.
Maria Eichhorn
Die Arbeit Maria Eichhorns kann als Grundlagenfor-
schung bezeichnet werden. Die in Berlin ansässige
Künstlerin (*1962) geht immer von den elementarsten
Fragen aus, von einer bei Null beginnenden Analyse
des Gegebenen: Was ist überhaupt da, was ist schon
vorhanden? Kann man diese Sachen in ein neues
Licht stellen? Ihre Kunst zielt nicht auf die Produktion