Volltext: Jahresbericht 1997 (1997)

Draperie, sentimentgeladenes, lieblich geneigtes Haupt, 
perfekte Körperschönheit von harmonisierter Lang- 
weile. Dagegen Maillols «L’Action enchainee» von 1906 - 
da sind wir Burckhardts «Venus» näher: ein fülliger 
Frauenleib, Dynamik und Statik verbindend, von den 
Oberschenkeln über Bauch, Brust und Schultern ın 
Formelemente skandiert, die übereinstimmen und zu- 
sammenklingen. 
Die fatale Vermischung von Motiv und Thema hat die 
Beurteilung von Burckhardts Werk bis heute vielfach 
gesteuert und dessen Bedeutung durch den rasch hın- 
gepfefferten Begriff «Neoklassizismus» herabgemindert. 
Es wird immer schwierig bleiben, mit klarem Kopf die 
Qualitäten von «Thema» und «Motiv», von Bildgehalt 
und Formulierung auseinanderzuhalten und ihre mög- 
liche Verschmelzung tief zu bewundern. «Schönheit» ist 
kein labiler, zeitgebundener Begriff - Schönheit entsteht 
durch die gelungene Übereinstimmung von Gehalt und 
gereinigter Formensprache. Die «Venus» von Carl Burck- 
hardt ist auf dem Feld der Schweizer Bildhauerkunst des 
20.Jahrhunderts der erste, grossartige Versuch in dieser 
Richtung. 
Dorothea Christ 
Literatur: Carl Burckhardt. 1878-1923 (Ausstellungskatalog Kunsthalle 
Basel 1978); Carl Burckhardt: Zeus und Eros. Briefe und Aufzeichnun- 
gen des Bildhauers Carl Burckhardt (ed. Titus Burckhardt, Olten 1956); 
zum Verhältnis Jacob Burckhardt - Böcklin: Nikolaus Meier: Stiften und 
Sammeln für die Öffentliche Kunstsammlung Basel. Emilie Linder, 
Jacob Burckhardt und das Kunstleben der Stadt Basel (Basel 19971
	        
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