Volltext: Jahresbericht 2004 (2004)

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Ferdinand Hodler. Landschaften 
Landschaften stehen am Anfang von Ferdinand Hodlers 
Malerlaufbahn, und Landschaften zeigen auch seine 
allerletzten Bilder . Hodlers Landschaften spiegeln 
eine küns tl erische Entwicklung, welche die Grenzen 
der Gattung überschreitet. Landschaft ist das Expe- 
rimentierfeld und das Refl e xions medium, wo Hodlers 
Malerei sich von praktischen, inhaltlichen und f orma- 
len Vorgaben löst und ihre eigene n Voraussetzungen 
überpr üft und revidiert. Angesichts dies er zentralen 
Bedeutung wur den eine Aus wahl und Anordnung des 
Ma terials angestrebt, welche dessen Stellenwert im 
Ra hmen von Hodl ers M ethodik der Bildf indung abbil- 
det. Eine syntaktische Befragung des Landschafts- 
werks so llte Hodlers Kompos it io nspr inzipien aufzei- 
gen, die Verfahren, vermittels derer er Elemente 
vorgefundener Naturerscheinung zur Einheit seine s 
Bildes s ynthetisiert. Denn der Sichtung des bekannten 
Gesamtbestandes zeigt sich sogleich eine A nzahl von 
T ypen. Landschaft ist, so erkennt man, allein im Rah- 
men einer wohlbestimmten Synta x möglich. Die so in 
unserer Präs ent ation der Ausstellung statt der übli- 
chen periodentypischen Q ue rschnitte durch das Werk 
gelegte Sequenz von Längsschnitten nahm mi thin das 
Risiko in Kauf, als blosse Gruppierung nach M otiven 
(«Bäume»; «Steine und Bäche»; «Gipfel» ; «Täler» usf.) 
missverstanden zu werden. Da sich Motive und 
Kompositionen aber oft verschränk en, las sie sich in 
ihrer Abfolge eher als ein Essay, welcher die Leistung 
und zugleich die Grenzen der formalen Analyse von 
Hodl ers Landschaftswerk umspiel te. Denn komple- 
mentär zur R eduktion auf das stringent unter formale 
T ypol ogien Subsumierbare empfiehlt sich gl eichzeiti g 
die Aufmerksamkeit auf die Differenzen zwischen 
Exemplaren einzel ner Bildtypen zum einen, auf die 
F amilienä hnlic hk eiten zw ischen den verschiedenen 
Bildtypen zum andern. In einem solchen Kontinuum 
erweist sich die Zuor dnung oft als Frage des gewähl- 
ten Aspekts. Die in Hodlers Landschaftsbildern so 
oft seine primär en Kadrierungen unterstreichenden 
Binnenrahmen weisen darauf: Das ständige Bemühe n 
um ein Verfahren, wie Natur zu Landschaft und wie 
ein Landschaftsbild zu einer Hodler-Landschaft wird, 
erzeugt eine Spannung zwischen der künstlerischen 
Reduktion und dem nie verleugneten Geltungsa n- 
spruc h der tektonischen Kompl e xität der Natur. Sie ist 
es, die Hodl ers Landschaftsbilder einzigartig macht. 
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit 
dem Musée d’Art et d‘Histoire, Genf (11. September 
2003 bis 1. Februar 2004; Leitung: Paul Lang) und dem 
Sc hw eizerischen Institut für Kuns twis se nschaft (Paul 
Müller). Sie wurde unters tützt von der V ontobe l- 
Sti ftung und der Baugarten Stiftung, Züric h.             
 TB 
Urs Fische r . Kir Royal 
Die Ausstellung von Urs Fischer im Bührl e-Saa l war 
für das Kuns thaus eine Premiere. Noch nie zuvor hatte 
es einem so jungen Künstler seinen grössten und 
prestigeträchtigsten Saal zur V erf ügung gestellt, und 
die Ausstellung wurde daher mit grosser Spannung 
erwartet. Doch das Experiment hat sich gelohnt. Der 
1973 in Züric h geborene und in New York, Los Angeles 
und Berlin lebende Künstler hat die Herausforderung 
mit Bra vour gemeistert und den Ausstellungsraum in 
eine eindr ückliche Gesamtinstallation verwandelt. 
Fischer unterteilt e den Bührl e-Sa al in vier Räu- 
me, verband diese jedoch durch höhlenartige Löcher, 
die er aus den Stel l wänden aussägte. Die Öffnungen 
vergrös serte n sich gegen hinten perspektivisch, so 
dass jeder, der die Ausstellung betrat, von einem Sog 
erfasst und von einem Raum in den nächsten gezogen 
wur de. Wie Alice im Wunderland schritt man durch die 
Öffnungen von einer Welt in die ander e und begegnete Auss tellu ngen
	        
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