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an ein kl eines Wunde r . Wie der Schüler die gl eiche
Figur engrupp e von der anderen Seite zeigt und die
pack ende physische Unmittelbarkeit Annibales psy-
chol ogisch differenziert, eröffnet einen faszinierenden
Blick in die Werkstatt, in der die Grundlagen der
Barockmalerei erarbeitet wurden.
Mit dem Tod von Frau Josi Guggenheim verlor das
Kuns thaus eine nicht minde r l angjä hrige Freundin, die
noch bis vor kurzem regelmässig unsere Veranstaltun-
gen besuchte. Sie und ihr Mann Georges Guggenheim
hatten bereits kurz nach dem Krieg mit dem Sammeln
im Bereich der Klassischen Moderne begonnen; 1976
schenkten sie dem Kunsthaus das bedeutende Bild
«Tête Georges A uric» von Miró. Nun folgt als Vermächt-
nis die «Personnages et oiseaux dans la nu it», das Miró
wenig später auf Sackleinwand malte, ein Werk aus
dem unmittelbaren Umkreis seiner berühmten «Con-
stellation». Mit 1,73 m Breite imposant gross, tritt die
«S tudy for the Great Pyramids» von Roy Lichtenstein
als treffliche Ergänzung zu unserer ausgesuchten
P op- Art-Gruppe . Zwei kleine Arbeiten von Lajos Kas-
sák und ein sehr frühe s Gemälde von Paul Klee führ en
zu den schö nen Papierarbeiten, die neue Glanzlichter
in der Graph ische n Sammlung setzen (s. S. 20).
Zwischen E rinnerung und Zukunftshoffnung steht
die Grup pe von vier grossen Skulpturen, die Herr
Zumsteg der Vereinigung Zürcher Kuns tfr eunde
schenk te. Die Plastiken von Chillida, Bill, Bena zzi und
Honegger umgaben den Sitz der Abraham AG, wo
Gust av Zums teg während J ahrzehnte n wunderbare
Textilien für die führ enden Couturiers entwickelte, und
in einer hoffe ntlic h nicht allzu fernen Zukunft sollen
sie einen neuen Ort im Skulpturengarten des Erwei-
terungsbaus am Heimplatz finden. Die Betonskulptur
von Chillida kommt zu zwei bedeut enden früheren
Schmiedeeisen-Arbeiten seiner Hand; den besonders
intens iven «Enclume de rêve» schenkte uns Hulda
Zumsteg anlässlich ihres 75. Geburtstags. Von einer
Schlauf ensk ulptur aus Stein von Max Bill war bereits
bald nach der Landesausstellung 1939 in der Samm-
lungskommission die Rede: Erst jetzt verwirklicht sich
diese r Wunsch.
Noch we iter zurüc k reicht die Beziehun g des
Kunstha use s zu Augusto Giacometti, der in der Rämi-
strasse sein At elier hatte, und schon in den dreissiger
Jahren grössere Arbeiten im Kunsthaus einzulagern
begann. Nach seinem Tod 1947 ging der künstlerische
Nachlas s in den Besitz se ines Exegeten und F r eundes
Erwin Poeschel. Als dieser 1965 starb, war das Inter-
esse an den Werken Augustos wohl auf s einem Tief-
punkt, und so kam es, dass die Energie des Testa-
mentsvollstreck ers nach einiger Zeit erla hmte und
etliche, vor allem grossformatige Arbeiten unverteilt
und vergessen im Kunstha us blieben. Wir haben die
Erben Poeschels ermittelt, die nun gerne diese
Be s tände übernahme n; zur Erinnerung an ihren Onkel
und Grossonkel, den bedeutenden Kunsthistorik er,
dessen Bücher über Augus to Giacometti stets g rund-
l egend bleiben werden, schenkten sie dem Kuns thaus
das grosse Gemä lde «Die Steinha uer».
Ihnen ebe nso wie allen anderen Schenkgebern
gilt unser grosser Dank; nur durch sol che Gaben und
Vermächtnisse v ermag die Sa mmlung des Kuns t-
haus es zu gedeihen. Neben Peter A lther bedachten
auch Frau L. M. Davidson-W eber und Frau Ruth Lüssi-
Eissengarten als Spende ihres Manne s Willi Lüssi mit
grossen Legaten das Kunsthaus, in dem sie zu Leb-
zeite n manch schöne und anregende Stunde verbrach-
ten. Statutengemäss werden wenigstens die Hälfte
solcher Zuwen d ungen für den Aus bau der Sa mmlung
verw endet und rundet unseren seit 1976 stagnieren-
den Etat von nachgerade bescheidenen 500000 Fr. auf
sehr erwünschte Weise auf.
Die Ankä ufe aus eigenen Mitte ln galt en wie üblich
der zeitgenö s sischen Kunst. Von Maria Lassnig, die als
Ros witha Haftmann-Pr e isträgerin 2003 eine Aus-
stellung im Erdgeschoss zeigen konnte, wurde die
resolute «Geba llte Gew alt» von 1988 erworben. Nur
zwei Jahre spät er malte Lee Ufan das ungewö hnlic he
Gemälde «With Winds» , in dem sich der koreanische,
seit la ngem in Japan lebende Künstler der westlichen
Kunst durch die bildfüllende Durchgestaltung der
Bildfläche bes onders nä hert. Es lässt sich so mit
den monume ntal en Leinwänden der amerikanischen amerikanischen