Volltext: Jahresbericht 2004 (2004)

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an ein kl eines Wunde r . Wie der Schüler die gl eiche 
Figur engrupp e von der anderen Seite zeigt und die 
pack ende physische Unmittelbarkeit Annibales psy- 
chol ogisch differenziert, eröffnet einen faszinierenden 
Blick in die Werkstatt, in der die Grundlagen der 
Barockmalerei erarbeitet wurden. 
Mit dem Tod von Frau Josi Guggenheim verlor das 
Kuns thaus eine nicht minde r l angjä hrige Freundin, die 
noch bis vor kurzem regelmässig unsere Veranstaltun- 
gen besuchte. Sie und ihr Mann Georges Guggenheim 
hatten bereits kurz nach dem Krieg mit dem Sammeln 
im Bereich der Klassischen Moderne begonnen; 1976 
schenkten sie dem Kunsthaus das bedeutende Bild 
«Tête Georges A uric» von Miró. Nun folgt als Vermächt- 
nis die «Personnages et oiseaux dans la nu it», das Miró 
wenig später auf Sackleinwand malte, ein Werk aus 
dem unmittelbaren Umkreis seiner berühmten «Con- 
stellation». Mit 1,73 m Breite imposant gross, tritt die 
«S tudy for the Great Pyramids» von Roy Lichtenstein 
als treffliche Ergänzung zu unserer ausgesuchten 
P op- Art-Gruppe . Zwei kleine Arbeiten von Lajos Kas- 
sák und ein sehr frühe s Gemälde von Paul Klee führ en 
zu den schö nen Papierarbeiten, die neue Glanzlichter 
in der Graph ische n Sammlung setzen (s. S. 20). 
Zwischen E rinnerung und Zukunftshoffnung steht 
die Grup pe von vier grossen Skulpturen, die Herr 
Zumsteg der Vereinigung Zürcher Kuns tfr eunde 
schenk te. Die Plastiken von Chillida, Bill, Bena zzi und 
Honegger umgaben den Sitz der Abraham AG, wo 
Gust av Zums teg während J ahrzehnte n wunderbare 
Textilien für die führ enden Couturiers entwickelte, und 
in einer hoffe ntlic h nicht allzu fernen Zukunft sollen 
sie einen neuen Ort im Skulpturengarten des Erwei- 
terungsbaus am Heimplatz finden. Die Betonskulptur 
von Chillida kommt zu zwei bedeut enden früheren 
Schmiedeeisen-Arbeiten seiner Hand; den besonders 
intens iven «Enclume de rêve» schenkte uns Hulda 
Zumsteg anlässlich ihres 75. Geburtstags. Von einer 
Schlauf ensk ulptur aus Stein von Max Bill war bereits 
bald nach der Landesausstellung 1939 in der Samm- 
lungskommission die Rede: Erst jetzt verwirklicht sich 
diese r Wunsch. 
Noch we iter zurüc k reicht die Beziehun g des 
Kunstha use s zu Augusto Giacometti, der in der Rämi- 
strasse sein At elier hatte, und schon in den dreissiger 
Jahren grössere Arbeiten im Kunsthaus einzulagern 
begann. Nach seinem Tod 1947 ging der künstlerische 
Nachlas s in den Besitz se ines Exegeten und F r eundes 
Erwin Poeschel. Als dieser 1965 starb, war das Inter- 
esse an den Werken Augustos wohl auf s einem Tief- 
punkt, und so kam es, dass die Energie des Testa- 
mentsvollstreck ers nach einiger Zeit erla hmte und 
etliche, vor allem grossformatige Arbeiten unverteilt 
und vergessen im Kunstha us blieben. Wir haben die 
Erben Poeschels ermittelt, die nun gerne diese 
Be s tände übernahme n; zur Erinnerung an ihren Onkel 
und Grossonkel, den bedeutenden Kunsthistorik er, 
dessen Bücher über Augus to Giacometti stets g rund- 
l egend bleiben werden, schenkten sie dem Kuns thaus 
das grosse Gemä lde «Die Steinha uer». 
Ihnen ebe nso wie allen anderen Schenkgebern 
gilt unser grosser Dank; nur durch sol che Gaben und 
Vermächtnisse v ermag die Sa mmlung des Kuns t- 
haus es zu gedeihen. Neben Peter A lther bedachten 
auch Frau L. M. Davidson-W eber und Frau Ruth Lüssi- 
Eissengarten als Spende ihres Manne s Willi Lüssi mit 
grossen Legaten das Kunsthaus, in dem sie zu Leb- 
zeite n manch schöne und anregende Stunde verbrach- 
ten. Statutengemäss werden wenigstens die Hälfte 
solcher Zuwen d ungen für den Aus bau der Sa mmlung 
verw endet und rundet unseren seit 1976 stagnieren- 
den Etat von nachgerade bescheidenen 500000 Fr. auf 
sehr erwünschte Weise auf. 
Die Ankä ufe aus eigenen Mitte ln galt en wie üblich 
der zeitgenö s sischen Kunst. Von Maria Lassnig, die als 
Ros witha Haftmann-Pr e isträgerin 2003 eine Aus- 
stellung im Erdgeschoss zeigen konnte, wurde die 
resolute «Geba llte Gew alt» von 1988 erworben. Nur 
zwei Jahre spät er malte Lee Ufan das ungewö hnlic he 
Gemälde «With Winds» , in dem sich der koreanische, 
seit la ngem in Japan lebende Künstler der westlichen 
Kunst durch die bildfüllende Durchgestaltung der 
Bildfläche bes onders nä hert. Es lässt sich so mit 
den monume ntal en Leinwänden der amerikanischen amerikanischen
	        
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