Volltext: Jahresbericht 2009 (2009)

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Arbe it Parallelen zum Verhältnis von Abstraktion und 
Figuration in Rodins Skulpturen zu sehen (bzw. stellt 
sich die Frage von Oberfläche, Bewegung und Licht 
oder dem Verhältnis von Sockel und Figur auf ganz 
neue Weise). Im Unterschied zu dieser eher skulptu- 
ralen Arbeit, vollzieht sich «This is exchange» (2005), 
dieim1.Stockzuerlebenwar,ineinersozialenInter- 
aktion zwischen den Besuchern und Akteuren. Diese 
kamen als Aufsichten daher, waren aber Spezialisten 
für Marktwirtschaft, die die Besucher dazu einluden, 
sichmitihnenüberFragenvonÖkonomieundHandel 
zu unterhalten. Wer sich auf ein solches Gespräch ein- 
liess, erhielt einen Teil des Museumseintrittes zu rück- 
erstattet. Ebenfalls im 1. Stock begegneten die Besu- 
cher in einem der Räume mit mittelalterlicher Kunst 
derArbeit«Thisisgood»(2001).UndinderLoggiaim 
2.StockwurdendieBesuchermitsozialamRande 
stehenden Menschen konfrontiert, die sich mit ihnen 
in der Arbe it «Diese Beschäftigung» ( 2005) über Arbeit, 
Beschäftigung und Arbeitslosigkeit unterhielten. MV 
Albert von Keller. Salons, Séancen, Secession 
Albert von Keller ( 1844–1920) war 1892 Mitbegrün- 
der der Münchner Secession. Seine Kunst liefert ein 
schillerndes Sittengemälde von Gründerzeit und Bel- 
le Epoque. Sensibel registrierte er den ve rführe ri- 
schen Habitus eleganter Damenwelten und erforschte 
malend okkulte Phänomene. Von den reichen Bestän- 
dender2006alsSchenkungandasKunsthausgelang- 
ten Sammlung Dr. Oskar A.Müller ausgehend, ergänzt 
durch Leihgaben in erster Linieausder Neuen Pinako- 
thek in München, hat die Ausstellung rund 130 Gemäl- 
de des Münchner Malers mit Zürcher Wurzeln gezeigt, 
Werke aus der Zeitspanne eines halben Jahrhunderts. 
Im kongenialen Ambiente der historischen Säle im 
Moserbau erlaubte der Parcours spannungsvolle Ein- 
blick e in verschiedene, im Titel angedeutete Aspekte. 
Das Mus eum hat sich als Ort der Inventarisati- 
on und Forschung bewährt: Verfas st von Gastkura- 
torGianCasperBottundmiteinemBeitragvonNico 
Kirchberger erschien im Hirmer Verla g München ein 
Idee eines abstrakten Ichs, das sich je nach Raum- 
konfiguration wieder neu zusammensetzt. In diesem 
SinnegehtesumMarkManders,aberauchnichtum 
MarkManders–daher auch der Titel der Ausstellung 
«TheAbsenceofMarkManders»:DasIchistindiesem 
Selbstporträt als Gebäude nur durch seine Abwesen- 
heit gegeben. 
Die Ausstellung im Kunsthaus Züri ch war eine 
Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Hannover, dem 
S.M.A.K. Gent sowie der Kunsthalle Bergen. Gemein- 
sam produzierten die Institutionen eine umfassende 
Künstlermonographie, die in Englisch und Deutsch 
bei Hatje Cantz erschienen ist. – Die Ausstellung 
wurde unterstützt von der Mondriaan Foundation, 
Amsterdam. MV 
Tino Sehgal 
Tino Sehgal (*1976) hat eine eigene Form von Kunst 
entwickelt: sie ist immateriell, ephemer und entsteht 
nur dann, wenn man ihr begegnet. Ausgeführt von 
unterschiedlichen Interpreten, wie Museumsaufsich- 
ten, Tänzern, Experten für Marktwirtschaft, Kindern 
oder sozial benachteiligten Personen, existieren seine 
Arbeiten als Interaktionen zwischen dem Museumspu- 
blikum und den vom Künstler eingesetzten Akteuren. 
Sehgal ersetzt damit die materielle Produktion von 
Objekten durch temporäre Werke aus Kör per, Stim- 
me, Raum und Zeit. Konsequenterweise gibt es keine 
fotografische oder filmische Dokumentation dieser 
Arbeiten. 
Die Ausstellung im Kunsthaus verteilte sich über 
die Sammlungsräume im Altbau und zeigte insge- 
samt vier Interaktionen. Im Seerosen-Saal im 2. Stock 
richtete Sehgal die Arbeit «Instead of allowing some 
thingtoriseuptoyourfacedancingbruceanddanand 
other things» (20 00) ein. Dieses frühe, choreographi- 
sche Werk nimmt explizit Bezug aufvom Tanz beein- 
flusste Arbeiten Bruce Naumans und Dan Grahams. 
ImKunsthauswurdeesbewusstimUmfeldvonWer- 
ken des 19. Jahrhunderts gezeigt, denn obwohl Seh- gal einen anderen Werkbegriff vertritt, sind in dieser
	        
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