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(Fortsetzung)
DER MALIK
<dem blauen Reiter Franz Marc)
Als der kleine Kaiserliche Bulus, Jussuf Abigail wieder mit Bitten bedrängte, Ihn an
Seine hohe Gastfreundschaft erinnerte, die Ihn zwinge, die Farbe der fremden Soldat
ten bei ihrem Empfang anzulegen, befahl der erregte Malik Seinem Knecht, der auf
den Augenblick gelauert hatte, da ihm das Grau des Abendlandes mißfiel, den
jungen Mir gewaltsam zu entfernen. An diesem Morgen fiel die erste, ernsthafte
Meinungsverschiedenheit zwischen den hohen Brüdern, die sich gegenseitig stür*
misch zu verehren pflegten. Aber Bulus trug nunmehr eine kleine Verachtung in
seinem klaren, braunen Knabenauge offen zur Schau, die den Kaiser reizte. In
einem goldenen Mantel saß Der auf dem Thron zu Theben wie in Seiner letzten
Haut, die Mondsichel und den Stern in Rotfarben auf der Wange gemalt. Die
bunte Stadt Theben hatte sich im Hause Jussuf Abigails um Ihn versammelt,- den
Kaiser beschäftigten gegenwärtig nur Seine Häuptlinge. Stambul Rüben Sein milder
Bruderhäuptling fehlte und Er gedachte seiner so stark, daß Ihm das Szepter ent
schwand oben auf dem Prunkhügel des Riesengemachs. In derselben Stunde an
der sich plötzlich Jussufs Wesen weich verlor, traf der Fürst Marc von Cana in der
Heimat ein.Der zweite GroßhäuptlingMorderchei'Theodorio bemerkte die seelische
Abwesenheit seines Kaiserlichen Freundes und gab dem säumenden Malik ein
freundschaftliches Zeichen, indem er die zum Throne geneigte Stirne, Sein Mörder*
schei'herz und die Lippen grüßend betastete. Da traten die Ritter in den Maliksaal.
Zwi ben Zwi, der Sohn des Tamm und der Miene, der seinen abendländischen
Gästen vorausgeeilt war, erwartete unerkannt zwischen den feierlichen Menschen
Tibas auf dem Riesenfuß einer überlebensgroßen Figur sitzend mit dem Schiefer
und dem Griffel, die arischen Soldaten. »Beim Anblick des großen Bumrangwerfers«,
schrieb der Geschichtsschreiber, »schneiten die blühendenWangen der Ritter«.
Dem erschütternden Denkmal aus Stern und Blutstein näherte sich in der Rolle
des Rolands von Berlin und als Anführer der Botschaft: Wieland Herzfelde. Sein
Bruder Wetterscheid versuchte betroffen den voreiligen Entschluß seines kecken
Bruders zu vereiteln, indem er den Zipfel seines Mantels ergriff und abriß. Diesen
Vorgang gewahrte Abigail und lächelte. Und Sein Lächeln glich immer einem holden
Beet im finsteren Garten. Nicht wie bei öffentlichen Empfängen sonst üblich,
erwartete der Malik das Zeichen des Schellenstocksrührend klang Sein Anliegen
auf lallender arischer Sprache, die Lage des ernsten Augenblicks verachtend:
Kann Mir einer von Euch sagen, Ihr hießen Ritter, wo Gisefheer Mein Ni Be*
fange weift? In der Mitte des Vorraums tanzte ein Tänzer wie eine Schlange
beweglich nach der eintönigen Musik der Holzinstrumente. »Aber ich,« schrieb
Zwi, »hörte verhärtete Stirnrunzeln einiger Thebetaner knarren.« Und Jussuf
Abigails spielerische Menschen erröteten im Angedenken der Schande, die ihnen
ihr damaliger Prinz Jussuf bereitet hatte, da Sein selig Herz den feindlichen Arier*
fürsten umgaukelte während des Krieges Ernst. Aber den grauuniformierten
Fremdlingen entging die gefährliche Lage, die des Kaisers Ansehn bedrohte, die
warendurchSeineMenschlichkeit aus ihremBann erlöst und beantworteten aus einem