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Die Stoppelfelder
Viel Prozessionen gehen um
Wie Herden Laub, die Herbstwind weidet.
Der Welt verweintes Witwentum
Ist ganz in klanglos Grau gekleidet.
Die Stoppelfelder sterben. Tot,
Verlassen liegt das Letztgemähte.
Am Rain verderben Blum und Brot
Wie Opfer, welche Gott verschmähte.
Die Bäume, ihres zerschlissenen Kleids
Letzte Fetzen zusammenraffend im Fieber,
Schluchzen Hymmen des Herzeleids.
Herzlos reitet der Himmel vorüber.
Max Herrmann (Neisse)
Im Weltgesang
0 Dunstgestade am Himmelsrand ...
Ihr sammetschwarzen Inselschatten
Der Wälder im zerfliessenden Land!
Wie sich nun Turm und Ebne gatten
Zu einem Klang!
E i n dunkler Körper die ganze Welt ...
Aufrauscht als Stimme aller Dinge
Der . Wind . . Was alle Atmenden schwellt,
Spannt auf der Riesenwolke Schwinge
Sich himmelentlang . .
Auch ich entflohen schon in den Raum . .
Ich fühle kaum mir selbst mich bleiben . .
Der Geisterheerstrom schieiert von Saum
Zu Saum, bis alle mit ihm treiben
Im Weltgesang . . Leo Sternberg
Bücherbesprechungen
Franz Werfel: „Einander“. Oden, Lieder, Gestalten. (Kurt Wolff,
Vlg., Leipzig.) Zuspruch der paar guten Menschen aus der Ferne blieb immer
um meine verstörte Seele wie Flügelschlag eines Schutzengels. Aber wenn
die Zeit doch einmal kommen sollte, wo unser Fähnlein marschieren müsste,
wer würde uns die wunderwirkende Losung geben und den Segen der Kraft,
Fanfaren und Fahne und Heilandsstern? Ich irrte im Gebrige umher; mit
den Nebelgnomen und Wolkennornen stiegen Gespenster des Zweifels und