Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

besitzen. Eis ist ein Krieg- gegen Autokratie und 
Despotismus, gegen Gottesigmadentum und dynastische 
Regierungsmethoden. Nicht Völker werden «also in ihm 
besiegt werden, sondern Regierungssysteme, die nicht 
mehr in unsere Zeit gehören. 
Von vornherein möchten wir daher Verwahrung 
eimlegen gegen die Unterstellung, als sei unser Blatt 
„deutschfeindlich“ gesinnt. Worte wie „ententefeiud- 
lich“, ^deutschfreundlich“ usw. haben in unsern Augen 
keinen Sinn. Denn wer die Besiegung der deutschen 
Autokratie herbeiwünscht, der bringt damit durchaus 
noch keine „Deutsohfein'dliohkeit“ zum Ausdruck, 
sondern er ist, weil er die Emanzipation des deutschen 
Volkes von einer überlebten Regierungsform anstrebt, 
im Sinne des Völker- und Menschenrechts ein Freund 
des deutschen Volkes. 
Jeder unvoreingenammene Friedens- und Frei 
heitsfreund kann laus dem Studium der Weltgeschichte 
lernen, daß alle Völker im Grunde gleiche Interessen 
haben, und daß sie ihre Kriege nur immer auf Grund 
eines eisernen Zwanges zum Vorteil ihrer Herren 
führen mußten. Der universelle Wunsch der Völker 
geht nicht nach Kriegen und Eroberungen, sondern 
nach demokratischen Verfassungen, politischen Frei 
heiten und nationaler Selbständigkeit. Von diesem 
Universalwunsdh machen die deutsch-österreichischen 
Völker nur eine scheinbare Ausnahme. Und eben 
weil sie bisher noch nicht Meister ihrer Geschicke 
waren, ist dieser Weltkrieg ausgebroehen; aber nicht 
die Mehrheit der Völker Ider Zentralmächte hat diesen 
Krieg verlangt, heraufbeschworen und erklärt, son 
dern ihre absolutistischen Regierungen von Gottes 
gnaden. Der Weltkrieg wird beendet sein und wird 
für spätere Generationen Segen bringend gewirkt 
haben, wenn er den bisher in künstlicher Unmündig 
keit gehaltenen Völkern Zentraleuropas die politische 
Freiheit uhd Selbstregierung bringt. 
Ihnen in diesem Kampfe für ihre heiligsten Rechte 
zu helfen und damit gleichzeitig auch unserem 
schweizerischen Vaterlande die Segnungen eines 
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