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feierlich totgeschlagen oder ausgehungert werden will.
Daß wir uns gegenüber der Alternative: Fort
setzung der Machtkonkurrenz oder entschlossene Mit
arbeit an den Garantien einer internationalen Rechts
ordnung — für den letztgenannten Weg entscheiden,
dafür spricht auch kategorisch die Erwägung, daß
unsere wirtschaftliche Wiederherstellung mit einer
Wiederaufnahme des Wettrüstens schlechthin unver
einbar ist. Die vor kurzem vom preußischen Kriegs
minister im Widerspruch zur Erklärung Ides Reichs
kanzlers vom 10. November 1916 eröffnete Perspektive
erneuter Rüstungen hat im Inland und Ausland höchst
alarmierend gewirkt, auf Millionen Lippen in Deutsch
land und in der ganzen Kulturwelt — dessen möge
der Redner sicher sein — wird das Wort getreten
sein: „Wenn wirklich das europäische Rüstungselend
weiter gehen, ja noch gesteigert werden soll, dann
hat ja diese ganze furchtbare Tragödie rler Mensch
heit überhaupt keinen Sinn gehabt. Der Friede wird
dann überhaupt nur ein Waffenstillstand, der nur zu
immer raffinierterer Vorbereitung immer grauen
vollerer gegenseitiger Vernichtung benutzt wird. Wo
zu lohnt es dann überhaupt zu leben, zu schaffen und
Kinder aufzuziehen ?“ Es ist tief bedauerlich, daß
gerade von Deutschland aus, das sonst immer die
höchsten Hoffnungen und Aufgaben der Menschheit
hochgehalten hat, jetzt wieder diese trostlose Perspek
tive ausgesprochen wurde, — ohne irgendeinen Appell
an die Kulturwelt, von nun an doch wenigstens ge
meinsam und mit allen Kräften des Geistes und des
Gewissens nach etwas Besserem zu trachten. Diese
kühle Rüsitungsparole wird natürlich den Vernich
tungswillen der Gegner neu beleben und die Position
derer stärken, die in dem unbelehrbaren preußischen
Schwert glauben den eigentlichen Herd der euro
päischen Anarchie und des weltpolitischen Faustrechts
sehen.
II.
Ob nach dem Kriege das Wettrüsten im bisherigen
Stile f ortdauern und die Anarchie in den Völker