Volltext: Zeit-Echo (3(1917), 1. und 2. Juliheft)

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öffentliches Leben an. Wir wissen, welches Unerhörte diese Öffentlichen Gestalten 
taten. Für die Menschheit! 
* 
Guropa febt nocß. 
Die Zeitschrift „ßes ^abteites“ erscheint in Genf (Case postale Jonction 
13718, Genöve). Sie kostet für alle Länder jährlich 2 Fr., halbjährlich 1 Fr. 
Ihr Leiter: Claude Le Maguet. Die Tablettes widmeten das Heft vom Juni 
1917 dem Gedächtnis Tolstojs; dieses Heft, das vorbildlich gedruckt ist, kostet 
30 Centimes. Und ich trete dafür ein, daß es in allen Ländern der Erde, 
wo nur irgend ein Mensch sitzt, der ein paar Worte Französisch lesen kann, 
in Massen verbreitet wird. Auf der Titelseite: das erste gute, ernstliche und 
wahrhaft mitgelebte Phantasiebild Tolstojs. Es ist von Frans Masereel, 
weder kokett bäurisch noch weich weinerlich, wie die üblichen Tolstoj- 
Porträts, sondern intensiv sonnenhaft, das Bild eines leidenden (Weisen 
(und für dieses brudermenschliche Werk seien ältere, nur verlegen deskriptive 
Holzschnitte dieses Graphikers vergessen). Zehn Menschen schrieben die 
Tolstoj-Nummer der Tablettes: Paul Birjukow, Romain Rolland, Marcel Mar 
tinet, Han Ryner, J.-P. Jouve, Brenn, Marguerite Jean-Debrit, Charles Bau- 
doin, Natascha Rostowa, und Claude Le Maguet. Jeder dieser Menschen 
sagt hier Unbedingtes. Und das eben hat man zu unserer Zeit noch nicht 
gesehen. Das Vorbild Tolstojs hat aus jedem dieser zehn Münder das höchste 
Bekenntnis zum Menschentum hervorgetrieben, das der Einzelne an seinem 
Leib verwirklicht hat. Die Gemeinschaft der elf, des Malers und der Sprecher, 
ist vorbildlich. Alle haben denselben Beginn, dasselbe Ziel und den 
selben Weg durch die große Verzweiflungskrise der Menschheit. Alle sagen 
dasselbe — und nur die Körperlichkeit, der Ansatzpunkt an der Realität ist 
verschieden, so gemeinsam und so verschieden wie die Schreie vieler Menschen 
zwischen Geburt, Entrückung und Tod. — Die Zentralsonne des Heftes 
ist eine große, ganz schimmernde Wahl von Lebensworten Tolstojs aus seinen 
Werken und seinen Tagebüchern; Jouve hat sie gemacht, und man erkennt 
die liebende Hand des Dichters an der Zusammenstellung, die jeden dieser 
Leitsätze wunderbar als menschlich ewige Erkenntnis und gleichzeitig als An 
leitung für den heutigen, den brennendsten Moment unseres Lebens zeigt. 
Um Tolstojs Wort gestellt ist die Gemeinschaft der Freunde. Und daß, noch 
mitten im Blutspeien der Welt, eine solche Gemeinschaft von Reinen möglich 
war, Reinen, die nicht nur Erkenntnis treiben, sondern die, unter dem Opfer 
ihrer Scham und ihres persönlichen Friedens wirklich helfen wollen: dieses Be 
wußtsein vom Glück einer neuen europäischen Vorbildlichkeit kann nicht mehr 
verloren gehen. Zum erstenmal wieder, seit ach, wie langen Jahren, 
gerade in der höchsten Not der Menschheit sprach öffentlich eine Gemein 
schaft das Wort für den geistigen Bruder in jedem Menschen! 
Hier einige Sätze. 
GZauf Qirjufcow (,,Tolstoj und die russische Revolution“): „Ihr gefährdet 
die Zivilisation!“ Tolstoj antwortet, der Verlust dieser Zivilisation sei 
geringere Gefahr als der Fortbetrieb des jetzigen Zustandes der Dinge.
	        
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