Bartolomeo Suardi genannt 1l Bramantino
Lombardischer Maler und Architekt, geboren zwischen 1470 und 1480, 1536 bereits als
gestorben erwähnt. Im Umkreis des Bramante ausgebildet, arbeitete er vor allem in der
Lombardei. Von der ferraresischen Kunst, besonders des Ercole Roberti und Marmitta,
aber auch von der des ihm räumlich näherstehenden Butinone ausgehend, entwickelte er
eine eigene ganz auf geometrischen Grundformen basierende Malerei. Seine Figuren,
ebenfalls aufs Geometrische hin stilisiert, stehen mit unbeweglicher Festigkeit und
Bestimmitheit im Raum. Bramantinos ausgeprägte Persönlichkeit, die sich außerhalb des
Leonardo-Kreises entwickelte, bestimmte in hohem Maße die Formung eines Gaudenzio
Ferrari und eines Bernardino Luini.
704 MARIA MIT DEM KIND
Holz 47X61
Mailand, Brera, dauernde Leihgabe des Erzbistums Mailand
Die reife Kunst des Bramantino offenbart sich hier im großartigen Aufbau der Gruppe von
Mutter und Kind, dem sich der Heilige Joseph und die Einzelheiten des Hintergrundes unter-
ordnen. Das Verhältnis zwischen Architektur und Figuren ist auf andere Weise gelöst als in
der Lukretia der Sammlung Sola oder im Johannes auf Patmos im Besitz der Familie Borromeo,
nämlich durch das ausgesprochene Vorherrschen der wallenden Faltenmassen von Marias
Kleid; vgl. die Zeichnung dazu in den Uffizien. Wegen der Verwandtschaft der Gestalten mit
denen der Kreuzigung in der Brera und der ausgewogenen Farbigkeit, deren Wi:kung — vor
allem im Kopf der Maria — durch leuchtende Reflexe erhöht wird, läßt sich das Werk nach
Suida um etwa 1520 datieren (299, S. 320 ff).
Ausgestellt an der Ausstellung Italienischer Kunst in Paris 1935 als Nr. 68 (346, 8. 33).
705 NOLI ME TANGERE
Auf Leinwand übertragenes Fresko 105X 214
Mailand, Civico Museo d’arte del Castello Sforzesco
Stammt aus der Kirche Santa Maria del Giardino. Die breite und statische Anordnung der
Figuren läßt auf ein Spätwerk schließen, vermutlich noch später als das Tryptychon der
Ambrosiana, das um 15310 zu datieren ist. G. Fiocco (96, S. 38) und M. KR. Gabrielli (119,
S. 561) sind in der Datierung einig, weisen aber auf einige Mängel in der Ausführung hin,
die von einem Mitarbeiter herrühren dürften. Nach Suida (299, S. 18), der ein zehn Jahre
früheres Datum vorschlägt, wäre Bramantino nur für den Entwurf des Bildes verantwortlich,
Pseudo Boccaccino (Giovanni Agostino da Lodi?)
Bei der kritischen Sichtung des Werkes von Boccacecino ergab sich eine ziemlich geschlos-
sene Gruppe von Bildern, die einer anderen künstlerischen Persönlichkeit angehören
und sich durch runde ausyewogene Formen auszeichnen. Der Urheber derselben, dem man
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