monatelang von Neugierigen belagert wurde, die den SO
hoch Geehrten sehen wollten. Hokusai war es nur Ansporn
zu intensiverem Studium der Natur. Ueberall Eindrücke
sammelnd, skizzierend sucht er der Erscheinungen Herr zu
werden, die ihn erfüllen: Natur und Geisterwelt. Mit Bakin
zusammen gibt er 1807 das fünfbändige Geisterbuch der
Kasane heraus. Was nur ein Menschenhirn sich an furcht-
baren Phantasien ausdenken konnte, das hat Hokusai mit
grausamer Bildkraft hier dargestellt. Leider besitze ich die-
ses Buch nicht, ich werde darum im 70. Mangwabuch eine
Skizze dazu zeigen.
Nach fünfjähriger Zusammenarbeit der beiden popu-
lärsten Künstler Yedos, Bakin der Dichter und Hokusai
der Maler, kommt es auch da endgültig zum Bruch, und
Hokusai wendet sich ganz dem freien Zeichnen zu.
1812 erscheint der erste Band Mangwa, eine Sammlung
von Skizzen aller Art. Oft rührend naiv, dann mitten in
zeichnerischen Nichtigkeiten eine Skizze von unerhörter
Genialität, 15 Bände voll mit Tausenden von Augenblicks-
bildern entstanden von 1812 bis 1834.
Ich bitte Sie, die 14 Bände im Kunsthaus einzeln durch-
zublättern. Schade, daß sie nicht öffentlich ausgebreitet
werden können. Für unsere Künstler müßten sie doch
eine unerschöpfliche Quelle sein. Sie offenbaren uns Ho-
kusai in der ganzen Vielgestaltigkeit und Größe seines
Wesens.
Unmittelbar nach dem Erscheinen des ersten Buches
Mangwa scharen sich eine Reihe bedeutender Maler um
Hokusai, denen er in Vorlagewerken und Schriften seine
Grundsätze klar machen will. Zu diesen Vorlagewerken
gehört vor allem das Shashin gwafu, das um 1814 heraus-
kommt. Von allen Büchern, die Hokusai für den Zeichen-
unterricht geschaffen hat, ist das Shashin gwafu, wörtlich
Wirklichkeitskopien-Album, das bedeutendste. Hokusai
zeigt hier zum ersten Male seinen eigenen neuen Stil, wel-
cher Tradition und Schule vollständig über den Haufen
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