Full text: Katsushika Hokusai - 1760 - 1849

monatelang von Neugierigen belagert wurde, die den SO 
hoch Geehrten sehen wollten. Hokusai war es nur Ansporn 
zu intensiverem Studium der Natur. Ueberall Eindrücke 
sammelnd, skizzierend sucht er der Erscheinungen Herr zu 
werden, die ihn erfüllen: Natur und Geisterwelt. Mit Bakin 
zusammen gibt er 1807 das fünfbändige Geisterbuch der 
Kasane heraus. Was nur ein Menschenhirn sich an furcht- 
baren Phantasien ausdenken konnte, das hat Hokusai mit 
grausamer Bildkraft hier dargestellt. Leider besitze ich die- 
ses Buch nicht, ich werde darum im 70. Mangwabuch eine 
Skizze dazu zeigen. 
Nach fünfjähriger Zusammenarbeit der beiden popu- 
lärsten Künstler Yedos, Bakin der Dichter und Hokusai 
der Maler, kommt es auch da endgültig zum Bruch, und 
Hokusai wendet sich ganz dem freien Zeichnen zu. 
1812 erscheint der erste Band Mangwa, eine Sammlung 
von Skizzen aller Art. Oft rührend naiv, dann mitten in 
zeichnerischen Nichtigkeiten eine Skizze von unerhörter 
Genialität, 15 Bände voll mit Tausenden von Augenblicks- 
bildern entstanden von 1812 bis 1834. 
Ich bitte Sie, die 14 Bände im Kunsthaus einzeln durch- 
zublättern. Schade, daß sie nicht öffentlich ausgebreitet 
werden können. Für unsere Künstler müßten sie doch 
eine unerschöpfliche Quelle sein. Sie offenbaren uns Ho- 
kusai in der ganzen Vielgestaltigkeit und Größe seines 
Wesens. 
Unmittelbar nach dem Erscheinen des ersten Buches 
Mangwa scharen sich eine Reihe bedeutender Maler um 
Hokusai, denen er in Vorlagewerken und Schriften seine 
Grundsätze klar machen will. Zu diesen Vorlagewerken 
gehört vor allem das Shashin gwafu, das um 1814 heraus- 
kommt. Von allen Büchern, die Hokusai für den Zeichen- 
unterricht geschaffen hat, ist das Shashin gwafu, wörtlich 
Wirklichkeitskopien-Album, das bedeutendste. Hokusai 
zeigt hier zum ersten Male seinen eigenen neuen Stil, wel- 
cher Tradition und Schule vollständig über den Haufen 
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