eine noch einmal römisch gefärbte kirchlich-höfische Kunst, die um
das Jahr 1000 als romanische Kunst ihre reifste Ausprägung und
grösste Geltung erhält.
Als natürliche Funktion des privaten und öffentlichen Lebens ist
die bildende Kunst zu allen Zeiten mit Musik und Dichtkunst auch
auf dem Boden der Schweiz der farbige Einschlag im Zettel der all-
gemeinen kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Zustände und
Vorgänge. Nach den Beispielen römischer Bronze- und Steinplastik,
den Zeichnungen auf burgundischen Gürtelschnallen, nach Proben
Karolingischer und Ottonischer Buchmalerei zeigt die Ausstellung das
einzigartige Denkmal romanischer Monumentalmalerei in der Kir-
chendecke aus Zillis, romanische und gotische Reliquienschreine und
Kopfreliquiare, Grossplastik der Gotik vom Basler Münster, Holz-
figuren aus fünf Jahrhunderten.
An solche Zeugnisse, die zum grössten Teil nicht schweizerischem
Boden unmittelbar entsprungen, aber auf ihn verpflanzt und hier
vom schweizerischen Volkstum an- und aufgenommen worden sind,
schliessen sich mit dem 14. und 15. Jahrhundert Werke, die nur von
schweizerischer Art getragen und geprägt erscheinen in bestimmten
Skulpturen, Tafelbildern und in den, den eigenen kriegerischen
Taten und Staatsaktionen gewidmeten Bilderchroniken, bis zur
Höhezeit in den Jahrzehnten nahe vor und nach 1500, da die
Schweiz zur Mitte Europas wurde, in überquellender Kraft als
Kriegerstaat sich reckte und auch geistig und künstlerisch in höherem
Masse als je zuvor über das Nehmen hinaus auch gab.
Der Austausch bricht nie ab. Aus der Schweiz ziehen Meister aus,
die nicht mehr sie allein, sondern Europa repräsentieren. Noch im
16. Jahrhundert wirken der Schaffhauser Tobias Stimmer in Strass-
burg, der Zürcher Jost Ammann in Nürnberg, später der Basler
Matthäus Merian in Frankfurt, der Medailleur Hedlinger aus
Schwyz am Hof von Stockholm, der Genfer Liotard in Konstantino-
pel, in Wien, Paris, Anton Graff aus Winterthur in Dresden, der
Zürcher Heinrich Füssli in London, L&opold Robert aus Neuchätel
in Rom. Auch Arnold Böcklin, zeitlich noch fast der unsere, gehört
nicht nur Basel und der kleinen Schweiz.
Weniger sichtbar, doch überall spürbar bei näherem Eindringen be-
kunden sich der schweizerische Drang zur Freizügigkeit und schwei-
zerische Aufnahmebereitschaft in den vielen Künstlern, die erste An-
1
*%
&
11