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Corot gehört zu den Meistern einer vergangenen Zeit.
Ein Fünftel der jetzt im Zürcher Kunsthaus vereinigten Bilder
und Zeichnungen sind vor mehr als hundert Jahren ent-
standen, und noch die jüngsten sind sechzig Jahre alt; die
frühesten hat ein Mann von dreissig Jahren geschaffen, die
letzten ein Greis von achtundsiebzig. Das Gesamtwerk geht
nach rückwärts nur wenig über den für die Ausstellung
geltenden Rahmen. Auf die Abschnitte 1822—1830, 1831—1840,
1841-—1850 fallen je 200 erhaltene Bilder, auf 1851—1860 und
1861—1870 je 600 bis 700, auf 1871—1874 noch 450. Die Dauer
seines Wirkens ist so lang und seine Intensität zu jeder Zeit
so stark, dass seinen Zeitgenossen als Grund für den späten
Ruhm ein Teil des Werkes der beiden letzten Jahrzehnte
vollauf genügen und reiche frühere Lebensabschnitte, sowie
für uns wertvolle Gebiete seines späten Werkes vergessen
und unberücksichtigt bleiben konnten.
Breiten Erfolg in der alten und neuen Welt hat Corot
als betagter Mann für eine Art von Malerei gefunden, die
bei andern unfehlbar Manier geworden und geheissen worden
wäre. Erst im neuen Jahrhundert sind vorerst der italienische
Corot und später seine Figuren entdeckt worden. An Be-