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reitet einer um die Schranken herum aus der untern in
die obere Stennbahn. Das Pferd eines andern will nicht
vom Flecke, trotz aller Schläge des hinten stehenden Knech
tes. Den Schluss dieser Reihe bildet, dem Anfang ent
sprechend wieder Musik, nämlich ein Pfeifeubläser und
ein Trommler, diese aber zu Fuss. Mit dieser Gruppe
schliesst sich das Turnier an die Treibjagd auf der ersten
Schmalseite an. Soweit der äussere Bilderkreis.
Im innern bilderkreis sehen wir zunächst zwei
Wappen, die den Besitzer und seine Gattin bezeichnen
(siehe unten). Zwischen diesen Wappen und den Bilder
reihen der Langseiten ziehen sich wieder zwei Gruppen
hin. Ueber der Jagdscene sieht man einen Mann in
zerlöchertem Kleide auf einem Zuber sitzen. Er stützt sei
nen Kopf traurig und nachdenklich auf die rechte Hand,
der Mund ist ihm mit einem Ungeheuern Yorlegschloss zu
gemacht. Kings um ihn her liegen in gräulicher Verwir
rung alle möglichen Gerälhe, als Schüsseln, Rüchengeschirr,
Werkzeuge, Hausrath aller Art — alles aber zerbrochen
und beschädigt. Auf einem Spruchbande las man: »(Jch
soll alles) zerbrochen han(uud kann mich) nit verant
worten.« Wir haben also hier die bekannte, im Mittel
aller und noch später beliebte Vorstellung des Niemand,
der für alles Unglück und Missgeschick in Haus und Hof,
Küche und Keller herhallen muss, der Alles verloren, Alles
zerbrochen und verunschickt haben soll. Diese Vorstellung
findet sich schon auf den fliegenden Blättern jener Zeit mit
langen erläuternden Versen, die die Klage des Niemand
enthalten. Man kennt z. B. ein solches Blatt mit der Vor
stellung des durch die Verwüstung hinschreitenden Niemand
»gedruckt durch Albrecbt, Buchdrucker zu Memmingen«
um das Jahr 1510, welches Holbein ganz wohl zur Anre
gung könnte gedient haben.
Ueber dem Turniere sieht man einen Krämer, der
sich im Schatten eines Baumes zum Schlafe niedergelegt