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Erhaltung und Aechthelt der Tafel.
Wie der Augenschein lehrt, hat das Tischblall leider
ungemein gelitten. Die schlimmsten Beschädigungen sind
aber nicht die äusserlichen, durch Abreiben, Kratzen, viel
leicht auch durch Spirituosen entstandenen, sondern das
Hauptübel liegt in der Malerei selbst. Die ohern Farben sind
nämlich zu leicht aufgetragen, so dass der dunkle Grund
vielfach durchgewachsen ist. Nur die ganz hellen Farben,
Weiss, Gelb und Roth sind nicht eingesunken. Dagegen hat
die Malerei einen seltenen Vorzug dadurch, dass keine fremde
Hand darüber gekommen ist, wir vielmehr überall Holbein’s
ursprüngliche Pinselführung vor uns haben. Dies gilt auch
von den Stellen, wo scheinbar eine spätere Hand mit grüner
Farbe nachgebessert hat. Es ist auch hier nur der ursprüng
liche grüne Grund, der durchgeschlagen hat.
Die Art der Malerei stimmt allerdings wenig mit Hol-
hein’s sonstiger bekannter Technik, und das Ganze erinnert
auf den ersten Anblick viel eher an eine niederländische Ar
beit. Der pastose Auftrag der Farben kontrastirl auffallend
mit Holbein’s späterer zarter Piuselführuug. Indessen haben
wir hier eben sein Erstlingswerk , für das seine spätere Tech
nik nicht massgebend sein kann Sodann fehlt es an Ueber-
gängen zwischen dieser und der spätem Malweise Holbein’s
keineswegs. Namentlich findet sich der Schmuck auf dem
Bruslbild von Bürgermeister Meyer’s Gattin im Basler Mu
seum (1516) ganz übereinstimmend behandelt. Die Zeichnung
ist im selben Styl wie die Illustrationen zum Lob der Narr
heit (Dezember 1515); manche der Figuren tragen überdiess
schon ganz entschieden den kräftigen, derben, gedrungenen
Charakter von Holbein’s späterer Zeit. Jedenfalls gewahrt
man überall, bei aller Meisterschaft, einen unbefangenen An
fänger. A,ls besonders charakteristisch ist aber hervorzuhe
ben, dass hier noch jede Spur einer architektonischen Deko
ration fehlt, wie sie Holbein seit dem Jahre 1516 ausnahms