Hans Richter, Plakatentwurf zur
1. Dada-Ausstellung in der Galerie Corray, 1917

Die erste dadaistische Ausstellung fand im Januar 1917 in der Galerie Corray am Paradeplatz in Zürich statt («Sprünglihaus»), welche die Dadaisten nur wenig später von Han Coray übernahmen und als Galerie Dada weiterführten. Sie bezogen damit ihren zweiten Ausstellungs- und Veranstaltungsort, nachdem das Cabaret Voltaire im Juli 1916 geschlossen worden war. Ihre Galerie reihte sich ein in die bereits bestehenden Zürcher Galerien mit moderner Kunst, wie Tanner, Neupert, Bollag und Wolfsberg.

Die 1. Dada-Ausstellung präsentierte u.a. Werke von Hans Arp (Teppich; Stickarbeit ausgeführt von Sophie Taeuber), Marcel Janco (Konstruktion aus Draht und anderen Materialien), Hans Richter (u.a. Simultaneistische Landschaft), Marcel Słodki und Max Oppenheimer, der seine Bilder an der Vernissage wegen Unstimmigkeiten entfernte. Die ebenfalls gezeigten «Negerplastiken» stammten aus den Sammlungen von Han Coray und Paul Guillaume, Paris. An den die Ausstellung begleitenden Vorträgen sprach der zwanzigjährige Tristan Tzara über «L‘art ancien et l‘art moderne», «Du Cubisme», «Les artistes exposants». Vorträge, Führungen und Diskussionsveranstaltungen zum Nachmittagstee verliehen der Galerie Dada einen kunstvermittelnden und sendungsbewussten Akzent.

Dieser typographische Plakatentwurf von Hans Richter ging im Gegensatz zum verspielten Schriftplakat von Marcel Janco, das explizit für die «Exposition Dada» warb, nicht in Druck. Richter setzte sich in Zürich als bissiger Kriegschronist und Porträtist der Dadaisten in Szene. Durch seine Kontakte zur Novembergruppe und Münchner Räterepublik versuchte er in der Schlussphase von Dada Zürich dessen kunstpolitische Ausrichtung zu forcieren. In diese Phase fallen auch seine Kontakte und avantgardistischen Experimente mit Viking Eggeling, die den abstrakten und strukturellen Film vorbereiteten.

Auf der Rückseite des Plakatentwurfs: «Imprimé Express. Monsieur Tristan Tzara, Zürich, Hotel Seehof, Schifflände. Exp.: H. Richter, Lugano, via Sorengo 20». Poststempel auf der Rückseite z. T. unleserlich und einzelne Ziffern nachgezeichnet. Dieser Plakatentwurf ist wohl ein Unikat (Probedruck). Provenienz: Der Plakatentwurf gelangte 1968 in der Auktion «Teile der Bibliothek und Sammlung Tristan Tzara (Kornfeld und Klipstein, Dokumentations-Bibliothek III, Bern)» in den Handel und wurde vom Kunsthaus Zürich 2003 erworben.


→ Hans Richter, Kaiser Wilhelm als Befehlshaber des Todes, Z.Inv. 1977/44
→ Hans Richter, Dada-Kopf, Z.Inv. 1977/64
→ Viking Eggeling, Komposition, Z.Inv. 1970/2
→ Marcel Janco, Plakatentwurf zu Chant nègre, DADA V:47