Volltext: Gesellschaft, Künstler und Kommunismus

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Sache der kommunistischen Künstler ist es nun, heute be 
reits mit aller Intensität daran zu arbeiten, daß die Möglichkeiten, 
dem Kommunismus mit ihren Mitteln Eingang und Verständnis 
in alle Volksschichten zu verschaffen, praktisch erprobt werden. 
In Teil III ist bereits darauf eingegangen worden, was zu tun ist, 
solange die Bourgeoisie noch herrscht: Die Wirklichkeit ist im 
Sinn des Klassenkampfes grell und unverhüllt zu verdeutlichen, 
die Mora! und Ideologie der Gegenseite ist zu mißkreditieren, für 
die eigene Ideenwelt ist zu werben. Darüber hinaus müssen die 
kommunistischen Künstler untereinander Fühlung nehmen, wo 
möglich Fraktionen im Sinne der Partei bilden, um als Angehörige 
der Roten Gewerkschaftsinternationale in ihren Verbänden die kom 
munistische Pflicht zu erfüllen, indem sie dort den Kampf und die 
Propaganda führen und darüber hinaus sich klar werden über die 
Maßnahmen, welche sie treffen müssen, so bald das Proletariat im 
Besitz der Regierungsgewalt ist. Es wäre kindlich, alle Arbeit, noch 
dazu solche abseitige, allein den Zentralinstanzen der Partei zu 
überlassen — diese könnte nichts weiter, als auf gut Glück irgend 
einen gerade erreichbaren Genossen mit Vollmachten versehen. 
Und so entsteht dann der Bürokratismus, nicht eben die harm 
loseste Kinderkrankheit einer Sowjet-Macht. Dem kann und muß 
vorgebeugt werden, dadurch, daß sich die kommunistischen Künst 
ler heute bereits nach Möglichkeit organisieren, daß sie ihre Ini 
tiativkraft ausbilden, und nach klarer Erkenntnis ihrer kommenden 
Aufgaben bis in die Einzelheiten streben. Als Basis und Funda 
ment dieser Erkenntnis kann wohl die Forderung gelten: Erst die 
kommunistischen Interessen, dann die künstlerischen; in künstle 
rischen Fragen aber nicht Zwang (gesetzlicher oder ökonomischer 
Art) sondern Beispiel, nicht Diktatur, sondern Demokratie. Es 
versteht sich, daß solch demokratische Kunstjury nicht endgültiger, 
sondern nur vorübergehend taktischer Natur sein kann. 
Welcher Art wird nun das Beispiel der kommunistischen 
Künstler sein? Politische und organisatorische Schulung und 
Disziplin, freudiges Aufgeben des „Privatlebens“ und Einordnen 
in die werktätigen Bedürfnisse der Gesellschaft, d. h. Verzicht auf 
das Luxusgepräge, auf das Prestige der Zeitlosigkeit, das heute den 
Künstlerberuf kennzeichnet, sind nichts als Voraussetzungen; es ge 
nügt nicht, Beispiel zu sein in menschlicher, politischer, organisa 
torischer und moralischer Hinsicht, notwendig sind produktive Vor 
bilder. Leider gibt es für die vielerlei Fakultäten und zahl 
reichen Richtungen, in die sie zerfallen, wohl überhaupt keine 
gleichbleibenden Beispiele und außerdem hat man hier theoretisch 
und erfahrungsgemäß fast kein Rüstzeug. Während man politisch,
	        
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