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mit Naturfarbe, Durch Brechen der zu leuchtenden Farbtöne und Hinzusetzen der noch fehlenden
macht man den Bildfarbton dem entsprechenden Naturfarbton möglichst gleich. Stimmt ein Farb
ton, so kann man das Bild auf seinen Platz zurücknehmen und die übrigen zu dem ersten gefühls^
mäßig abstimmen. Das Gefühl kann man kontrollieren, indem man jeden Farbton direkt mit der
Natur vergleicht, nachdem man das Bild wieder neben das Modell gestellt hat. Hat man Geduld
und stimmt sämtliche großen und kleinen Richtungen, Formen und Farbtöne entsprechend denen
der Natur unter einander ab, so hat man eine genaue Wiedergabe der Natur. Das kann man
lernen. Das kann man lehren. Damit man sich nun nicht allzuviel im »Gefühl« täuscht, lernt
man die Natur selbst kennen
durch Anatomie und Perspektive
und sein Material durch Farben
lehre. Das ist Akademie!
Ich bitte den Leser um Ent
schuldigung, daß ich das Abmalen
so ausführlich erläutert habe. Ich
mußte es, um zu zeigen, daß es
Geduldsarbeit ist, gelernt werden
kann, wesentlich auf Kontrol
lieren und Abstimmen beruht und
die künstlerische Arbeit des
Schaffens verkümmern läßt. Für
mich war es wesentlich, das Ab
stimmen zu lernen, und ich er
kannte allmählich, daß Abstimmen
der Bildelemente untereinander
Zweck der Kunst ist, nicht Mittel
zum Zwecke etwa des KontroL
lierens. Der Weg war nicht kurz.
Man muß arbeiten, wenn man
erkennen will. Und man erkennt
nur eine Strecke weit, bis Nebel
den Horizont verhüllt. Erst von
dort hinten aus kann man wieder
weiter erkennen. Und ich glaube,
ein Ende gibt es nicht. Die Aka
demie kann da nicht mehr helfen.
Es gibt keine Kontrolle der Er^
kenntnisse.
Zuerst war es mir möglich, mich von der wörtlichen Wiedergabe aller Einzelheiten freizumachen.
Ich begnügte mich mit der intensiven Erfassung der Beleuchtungserscheinungen durch skizzenhafte
Malerei Impressionismus).
In leidenschaftlicher Liebe zur Natur <Liebe ist subjektiv) betonte ich die Hauptbewegungen
durch Übertreibung, die Formen durch Beschränkung auf das Wesentlichste und Umrandung, die
Töne durch Zerlegen in komplementäre Farben.
Das persönliche Erfassen der Natur schien mir jetzt das Wesentlichste zu sein. Das Bild wurde
Vermittler zwischen mir und dem Betrachter. Ich hatte Eindrücke, malte diesen entsprechend ein
Bild,- das Bild hatte Ausdruck.