aufgestellt ist — ein birmanisierter indischer
König mit dem Donnerkeil in der Linken
<Abb. 6>. Man nennt ihn in Pagan den
Mo®Nat, d. i. Wolkengeist: nach dem Volks®
glauben steigtThagyä alljährlich beim Neu®
jahrsfeste <im April) zur Erde nieder, und
sein Erscheinen bringt befruchtenden Regen
und gute Ernte. So haften hier noch Vor®
Stellungen aus altvedischer Vorzeit.
Manche von den Paganer Nat sind über
den Pagodenhof verstreut in dürftigen
kleinen Buden dem Kult ausgesetzt/ die
Bildwerke sind samt und sonders recht häß®
lieh. Abb. 7 zeigt zwei besonders umwor»
bene Nat, aus schwarz überstriebenem
Ziegelstuck, denen ihre Verehrer Blattgold
auf Gesicht und Augäpfel geklebt haben —
dieselbe Huldigung, die sonst für Buddha®
figuren und Pagoden üblich ist.
Da den Menschen die Furcht schneller
zum Beten treibt als die Frömmigkeit, ist
es begreiflich, daß die Natverehrung von
den unteren Klassen der birmanischen Be®
völkerung als tägliche Pflicht geübt wird,
während die Andacht in der Pagode nur
einmal wöchentlich als nötig gilt. Der Nat
kann jederzeit unbequem werden und sich
feindlich erweisen — Verdienste fürs Jen®
seits kann man zu beliebigen oder zu be®
stimmten Zeiten sammeln. Ein jeder Nat
hat aber auch seine genau festgesetzten
Tage, an denen er in seinem zuständigen
Distrikt verehrt wird, und man gerät über
aus leicht in solch eine Feier, die Ange®
hörige eines Dorfes oder eines Stadtbezirkes
gerade begehen. Selbst in Rangoon, in®
mitten eines im modernen Verkehrsgetriebe
gelegenen Stadtviertels, sah ich solch einem
Natfest zu. In Mandalay, der alten Kö®
nigstadt in Oberbirma, wo das Volkstum
sich noch unverfälschter erhalten hat, sind
Natfeste viel häufiger. Die Hauptrolle
beim Natkult fällt den Nat®Kadaw, den
Frauen zu, die als den Nat »Vermählte«
ihnen dieOpfer, Blumen,Früchte undSchnaps
darbringen und ekstatische Tänze vor ihnen
aufführen Bild 8 und 9 geben Aufnahmen
wieder, die ich in einem Vororte vonManda®
lay machte. In einer Bambusbaracke stehen
auf einem Podium die mit Seidentüchern auf®
geputzten Nat und vor ihnen die Reihe der
zum Tanz antretenden Natweiber.