Die Kulisse.
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umgibt ihn. Vorletzte Generation. Die sozialistischen Theorien
als Refugium für edlere Naturen. Ein überlebter Eindruck. Er
rät, nicht wegzureisen, sondern zu bleiben. Er glaubt an die
,biologische' Entwicklung des Deutschen. Seine Einladung, ihn
in Hermsdorf zu besuchen.
Abends bei P. Er nennt Landauer ,einen Politiker, den der
Ästhet verpfuscht habe'. Es sei ihm nicht möglich gewesen, ,sich
unter Deutschen durchzusetzen'. Aber es gebe nur drei Anar
chisten in Deutschland, davon sei er einer. ,Ein kluger, gebildeter,
früher nicht ungefährlicher Mann.' Jetzt schreibt er Theaterkritik
für den „Börsenkurier'' und gibt, sehr abseits, den „Sozialist“
heraus.
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Auf dem Balkon der Marinetti-Übersetzerin demonstrieren wir Neujahr
auf unsere Weise gegen den Krieg. Indem wir in die schweigende ^15
Nacht der Großstadtbaikone und Telegraphenleitungen hinunter
rufen: „A bas la guerre!“ Einige Passanten bleiben stehen.
Einige beleuchtete Fenster öffnen sich. „Prosit Neujahr!“ ruft
jemand herüber. Der unbarmherzige Moloch Berlin reckt seine
Scheitel aus Eisenbeton.
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Im Architektenhaus mit einigen Freunden eine „Gedenkfeier 12. II.
für die gefallenen Dichter“. Man wollte die Notiz nicht bringen,
weil auch eines Franzosen darin gedacht war. Vier der Redner
ließen verlauten, daß die Gefeierten nicht einen Tod der Be
geisterung gestorben seien. Sie starben im vollen Bewußtsein, das
Leben sei sinnlos geworden; Peguy vielleicht ausgenommen.
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Noch immer beschäftigt mich das Theater, und es hat alles 11. IV.
doch gar keinen Sinn mehr. Wer mag jetzt noch Theater spielen,
oder auch nur spielen sehen? Aber das chinesische Theater ist