Die Kulisse.
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Fischen über dieses Thema eine Predigt halten können. Die
Fische sind mystische Wesen, man sollte sie nicht töten und
essen dürfen.
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Epargnez votre sang, j’ose vous en prier,
Sauvez-moi de Fhorreur de l’entendre crier.
(Racine.)
Man muß sich die lyrischen Gefühle abgewöhnen. Es ist takt- IX.
los, in solcher Zeit mit Empfindungen zu prunken. Der simpelste
Anstand verlangt, die schlichteste Höflichkeit gebietet, daß einer
seine Sentiments für sich behält. Wohin sollte es auch führen,
wenn jedermann wollte dem andern in seiner Herzgrube fingern?
So schamlos sind wir gottlob noch lange nicht, daß wir die Li
taneien auch auf dem Fischmarkt singen.
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Es ist ein Irrtum, an meine Anwesenheit zu glauben. Ich bin
nur höflich und entgegenkommend. Alle Mühe habe ich, mir
selber eine reale Existenz vorzutäuschen. Verkauft mir ein
Kommis ein Paar Hosenträger, so lächelt er süffisant und auf
unmißverständliche Weise. Mein schüchterner Tonfall, mein zö
gerndes Auftreten haben ihm längst verraten, daß ich ein ,Künstler*,
ein Idealist, eine Luftfigur bin. Nehme ich einen Stuhl ein, und
gar in Gesellschaft, so sehe ich selber von weitem schon, daß
nur ein Gespenst dasitzt. Jedem nur halbwegs beherzten und
kernigen Bürger bin ich verdächtig und unterlegen. Darum ver
meide ich auch, mich sehen zu lassen.
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Es gab einmal im Herzen Europas ein Land, in dem der 15. IX.
selbstlosen Ideologie eine treuliche Pflegestätte bereitet schien.
Das Ende dieses Traumes wird man Deutschland nicht verzeihen.