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Die Kulisse.
24. X. Ob ein Baum wohl rascher blühen würde, wenn man ihn
geißelte? Ob man mit diesem Verfahren vertrocknete Zweige
wieder beleben könnte?
*
Er ist demütiger Gast in Auswurfvarietes,
Wo Teufelinnen stampfen, blumig tätowiert.
Ihr Zackenspieß lockt ihn in süße Höllenstürze,
geblendet und geprellt, doch immer fasziniert.
*
Was nützt es mir, daß ich mich fallen lasse? Ich werde ja
doch nicht so sehr den Kopf verlieren, daß ich nicht fallend
die Fallgesetze studiere.
26. X. Der vollendete Psychologe vermag mit ein und demselben
Thema, je nachdem er die Akzente verteilt, zu erschrecken oder
zu beruhigen. Je größer der Psychologe, desto geringfügiger
die ausschlaggebende Nuance. Sie kann in einem Tonfall, in einer
kaum wahrnehmbaren Begleitgeste liegen. Dies ist ein Einwand
gegen die Psychologie. Sie ist immer willkürlich und charakteri
siert nicht den Gegenstand, sondern den proteischen Charakter
dessen, der den Gegenstand vorträgt. Der Psychologe ist immer
ein Sophist. Ich erkannte dies schon früh, wenn ich als Kind
irgendein Erlebnis erzählte. Ich wußte im Voraus den Eindruck,
den ich in diesem und in jenem Falle, bei dieser und jener
Nuance erzielen werde: Mitleid, Staunen, Neugier oder Abscheu,
je nachdem. Ich spielte mit großem Vergnügen dies Instrument.
Das Resultat aber war merkwürdigerweise, daß mir mein Publi
kum verächtlich wurde.
*
Das Theater lebt von derselben Sophistik. Die klassischen
Dramaturgen fordern, daß jede Figur müsse Recht behalten,