Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Daraus hat sich für eine endgültige Fassung des Wettbewerbsprogramms eine erhebliche
Verzögerung ergeben, weil städtische Verkehrsfragen mit der Platzgestaltung verbunden
sind, die bei den in Betracht kommenden städtischen Aemtern noch nicht völlig durch-
gearbeitet und abgeklärt sind.
Das Preisgericht besteht nach dem Antrag des Vorstandes der Kunstgesellschaft
aus Herrn Dr. A. Jöhr als Präsidenten, den Herren Kantonsbaumeister und Stadtbaumeister
von Zürich, den Architekten Arthur Dürig Basel, Otto Dreyer Luzern, H. Hofmann Zürich,
mit den Ersatzmännern W. Krebs Bern, und P, Trüdinger Basel, sowie dem Präsidenten
der Zürcher Kunstgesellschaft Herrn Dr. Franz Meyer, Herrn E. Bührle, dem Direktor des
Kunsthauses Dr. W. Wartmann; als beratende Mitglieder und allfällige Ersatzmänner wurden
beigezogen der Maler Karl Hügin Bassersdorf und der Bildhauer Ch. Otto Bänninger
Zürich.
Die technischen Wettbewerbsbestimmungen sind die üblichen, z. B. betreffend Unter-
lagen, Preise, Ausführung (grundsätzlich Auftrag an 1. Preisträger, aber Vorbehalt freier
Entschließung). Nach eingehenden Ausführungen über diese Punkte und auch über das
Raumprogramm in allen seinen Teilen, erklärte Herr Professor Hofmann zusammenfassend,
daß der Erweiterungsbau nach Rauminhalt und Fläche ungefähr dem Altbau von 1910 ent-
sprechen soll und die Kosten auf 3!/2—4 Millionen geschätzt werden müssen.
Im zweiten Teil seines Vortrages beleuchtete Herr Professor Hofmann die städte-
baulichen Fragen, die mit der Kunsthauserweiterung verknüpft sind. Er illustrierte
seine Ausführungen mit einer größeren Zahl von Lichtbildern nach Plätzen und Gebäuden
aus der näheren und weiteren Umgebung des Kunsthauses im jetzigen Zustand und nach
Plänen, Projekten und Skizzen für ihre Neuordnung.
Zunächst zeigte er ein städtisches Projekt für die Umgestaltung des Heimplatzes, das
in diesem vorzugsweise einen Verkehrsplatz sieht und ihn nur als solchen ausge-
stalten möchte. Das Kunsthaus würde dabei gewissermaßen nur abseits und ohne guten
Zugang, gewissermaßen noch geduldet, sein. Professor Hofmann stellte aber fest, daß das
Kunsthaus nicht ein beliebiges Haus ist und wie ein solches behandelt werden darf, sondern
ein wichtiges, kulturelles Zentrum der Stadt Zürich für alle Zukunft. Er
hält es deshalb für unerläßlich, daß es schon durch einen würdi gen Vorplatz
auch architektonisch betont wird und legte Skizzen vor, nach denen ohne Störung oder
Beeinträchtigung des durchgehenden großen Verkehrs von Süd nach Nord, d.h. von Hot-
tingen zum Bahnhof, und von Ost und West, d.h. vom Zürichberg zum See, dies erreicht
würde. Er hat seine Anregungen in zwei Konferenzen mit dem Stadtrat und den Chef-
beamten der durch die Bau- und Verkehrsfragen berührten städtischen Verwaltungsabtei-
lungen ausführlicher beleuchten und begründen dürfen und glaubt, daß die Hoffnung auf
eine künstlerisch gute und technisch zweckmäßige Lösung gehegt werden darf. Nach seiner
Ueberzeugung kann der Wagen-, Tram- und Trolleybusverkehr auf dem erweiterten Heim-
platz, statt in der Diagonale quer über den Platz, mehr bergwärts an dessen Rand hin geführt
werden, womit für das Kunsthaus ein großer, räumlich geschlossener Vorplatz erhalten
werden kann, eine Art Vorhof, und ein Platz für den Fußgänger.
Von diesem Fußgängerplatz wird unter dem Erweiterungsbau hindurch die Krautgarten-
gasse als Fußgängerweg zu der für den Wagenverkehr zu schließenden Kirchgasse, und
diese als Fußgängerweg für den Strom von Hottingen und Zürichberg nach der «City» und
zurück, am Großmünster vorbei zur Wasserkirche, über die Münsterbrücke zu Meise, Frau-
münster, Stadthaus, auf den Münsterplatz führen, als uralter, von jeher und weiterhin sehr
stark begangener Verkehrsweg vom Heimplatz zum Stadtzentrum, und gleichzeitig dichte
Kette von künstlerischen Räumen — Kirchgasse, Großmünster, Großmünsterterrasse, Was-
serkirche, Münsterbrücke, Münsterhof — wobei unter Sperrung der Münsterbrücke für den
Wagenverkehr an eine F ußgängerbrücke über den Limmatquai, von der Münsterterrasse
zur Münsterbrücke, zu denken wäre. Der großıäumige und an das erweiterte Kunsthaus
architektonisch gebundene Fußgängerplatz vor dem Kunsthaus ließe sich als Gottfried Keller-
Platz gestalten, durch ein freies Kunstwerk als Denkmal für den Dichter, zwischen dessen