ausstattete. In der Zeichnung des Kunst-
hauses scheint der Mann die einzig lebendige
Figur zu sein; die Frau über seiner Schulter
hat die Steifheit einer Puppe. Sie unter-
scheidet sich in ihrer Leblosigkeit kaum
von dem weiblichen Torso auf der rechten
Sockelhälfte, von dem man den Eindruck hat,
er sei nur eine hohle Schale, ähnlich einer
Ritterrüstung. Alberto Giacometti sucht zu
der Zeit die Wirkung von gedrechselten
Schneiderbüsten und Schaufensterpuppen.
Er greift damit indirekt auf Giorgio de Chirico
zurück, der die an Kleiderpuppen erinnernde
Gestalt, den «manichino», als Kunstfigur
in seine Bilder eingeführt hatte. In den
überlängten Proportionen klingen bereits die
späteren Figuren Gilacomettis an, die er
nach seiner erneuten Auseinandersetzung
mit der Wirklichkeit schuf, als er wieder das
Bedürfnis hatte, «nach der Natur zu arbeiten.
ein Modell zu nehmen». Die Figuren der
dreissiger Jahre haben allerdings noch einen
fest geschlossenen Umriss und noch nicht
den vielfältig gebrochenen Strich, der später
zwischen Fiaur und Umraum vermittelt.
Das Porträt A/berto, eine Silberstiftzeichnung
von Giovanni Giacometti von 1922, die als
Geschenk von Bruno und Diego Giacometti
in die Giacometti-Stiftung gelangt ist, zeigt.
wie nahe sich Vater und Sohn manchmal
gekommen sind. Dargestellt ist Alberto im
Atelier vor einem angedeuteten Gemälde
des Vaters, von dem am rechten Bildrand
noch eine Figur zu sehen ist. Auffallend sind
die darunter befindlichen, vom Körper völlig
separierten Hände. Die Art, in welcher der
Kopf mit einem Netz von Strichen umrissen
ist, erinnert an die Zeichnungen Albertos
aus den vierziger und fünfziger Jahren. Bei
Giovanni dienen die Strichbündel allerdings
noch mehr der Modellierung des Gesichtes,
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und die Struktur der netzartig ausgebreiteten
parallelen Diagonallagen in der Haarpartie
lässt noch deutlich das Vorbild Cezanne
erkennen.
Ursula Perucchi-Peftri
_ettre a Pierre Matisse. In: Katalog Alberto Giacometti,
\ew York, Pierre Matisse Gallery, 1948. Zitiert in: Reinholo
Hohl, Alberto Giacometti, Stuttgart 1971, S. 22.
_ettre a Pierre Matisse. Wiederabgedruckt in: Alberto
Z3iacometti, Schriften, Fotos, Zeichnungen, Hg. Ernst
Scheidegger, Zürich 1958, S. 34 f.
Hohl 1971, S. 299, Anm. 23. ;
Franz Meyer, Alberto Giacometti, Eine Kunst existentieller
Wirklichkeit, Frauenfeld und Stuttgart 1968, S. 74.
Scheidegger 1958, S. 34.
Zitiertin Hohl 1971, S. 248.
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