Volltext: Jahresbericht 1976 (1976)

wurde eine Auswahl von 10 Schweizer Künstlern, 
um den möglicherweise etwas allzu sehr aus 
amerikanischer Sicht zusammengestellten Über- 
blick über das gegenwärtige zeichnerische Schaffen 
zu korrigieren. (Die Ausstellung wurde in Europa 
gezeigt in Zürich, Baden-Baden und Wien.) 
Den grössten Besuchererfolg des Jahres konnte 
die Ausstellung «Turner und die Schweiz» ver- 
zeichnen, die vom Kunsthaus vorbereitet und nur 
hier zu sehen war. Der Hauptakzent der Werk- 
auswahl lag auf den Aquarellen, die der Künstler 
anlässlich seiner sechs Reisen in unser Land oder 
aus der Erinnerung an diese Aufenthalte in England 
geschaffen hat. Gleichzeitig mit der Ausstellung 
erschien im Verlag De Clivo Press ein Buch mit dem 
gleichen Titel. Das Buch wie die Ausstellung haben 
erstmals einem grösseren Publikum bewusst 
gemacht, welch starke Beziehung der bahn- 
brechende englische Künstler zu unserem Land 
hatte. Besondere Beachtung fand innerhalb der 
ganzen Veranstaltung der von Kenneth Clark 
redigierte Film über das Schaffen Turners; das 
Betrachten dieses Films ermöglichte es, den 
Stellenwert der Schweizer Aquarelle im Gesamt 
(euvre zu ermessen. 
Turnusgemäss fand im Dezember die Ausstellung 
«Kunstszene Zürich» statt, eine Veranstaltung der 
Präsidialabteilung Zürich, an der sich dieses Jahr das 
Kunstgewerbemuseum, das Helmhaus sowie das 
Kunsthaus beteiligten. Dieses grosse Platzangebot 
ermöglichte, anders als in früheren Jahren, eine 
relativ lockere Hängung der ausgewählten Werke, 
was diesen sicher nur zum Vorteil aereichte. 
Ausstellungen im Graphischen Kabinett 
Im neu eingerichteten Graphischen Kabinett fanden 
1976 drei Ausstellungen statt. 
Zur Eröffnung des Erweiterungsbaus zeigten wir die 
Ausstellung «Munch und Ibsen», die in Zusammen- 
arbeit mit dem Munch-Museum in Oslo verwirklicht 
werden konnte. Während die bedeutende Munch- 
Sammlung des Kunsthauses vor allem den Land- 
schafts- und Porträtmaler repräsentiert, stellte unsere 
Ausstellung eine andere Seite dieses Künstlers 
heraus, den Themenkreis von Leben, Liebe, Krank- 
heit und Tod. Munch sah in dem Dramatiker Ibsen 
ainen Geistesverwandten. Ibsens Themenstellung 
entsprach so sehr seiner Vorstellungswelt, dass er 
sich immer wieder in Programmen, Bühnendekora 
tionen und Illustrationen mit seinem Werk aus- 
einandergesetzt hat. Unsere Ausstellung zeigte die 
Bühnenbildentwürfe zu Ibsens «Gespenster» und 
«Hedda Gabler», die Munch 1906 für die Inszenie 
rung Max Reinhardts in den Kammerspielen des 
Deutschen Theaters Berlin ausführte, sowie die 
Illustrationsserien zu «Die Kronprätendenten», 
«John Gabriel Borkman», «Peer Gynt» und «Wenn 
wir Toten erwachen». Einige Ölbilder dokumentier- 
ten, dass Munch immer wieder entscheidende 
Impulse von Ibsens Dramen empfing. Dank der 
grossartigen Originale aus Oslo und der packenden 
Thematik fand die Ausstellung lebhaftes Interesse 
Die 2. Ausstellung « Neuerwerbungen 1971—75» 
gab in einer Auswahl einen Überblick über die 
Ankäufe und Schenkungen der Graphischen 
Sammluna in den letzten fünf Jahren. 
Die 3. Ausstellung « Max Beckmann — Das druck- 
graphische Werk» würdigte das graphische 
Schaffen dieses Künstlers, das bisher nur ein 
einziges Mal in der Schweiz — 1967 in Luzern — 
umfassender Weise gezeigt worden war. Die 
Druckgraphik Beckmanns, die im wesentlichen 
zwischen 1911 und 1925 entstanden ist, steht 
gleichwertig neben seinem malerischen (Euvre. In 
ihr sind die neuen Bildstrukturen und Inhalte der 
späteren Zeit vorweggenommen. Die Wandlung 
von dem noch in der akademischen Tradition und 
der konventionellen Ikonographie verhafteten Vor- 
kriegswerk zu einer neuen Formensprache vollzog 
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