die Wohnungsfrage, die Frauenfrage sowie Pariser Vergnü-
gungen und Zerstreuungen ein. «La Commune» zeigte das
Scheitern der Kommunarden und den Zusammenbruch
des Zweiten Kaiserreichs. In einer umfangreichen, mit
«Wechselbäder» betitelten Bilderserie zum wechselvollen
Schicksal der «Vendöme»-Säule wurde schliesslich zusam-
menfassend dies Jahrhundert symbolisiert, das im stän-
digen Wechsel von Monarchie zu Republik, von Restaura-
tion zu Liberalität erst allmählich die Forderungen der
Grossen Revolution von 1789 sich durchsetzen sah.
Die Ausstellung stiess auf grossen und äusserst positiven
Widerhall in der Presse und wurde vom Publikum als sinn-
volle Hilfe und Ergänzung im Rahmen der Juni-Fest-
wochen begrüsst. Rund 10000 Besuchern, darunter vor
allem auch Schulklassen, war damit die Möglichkeit
gegeben, sich auf die anderen Darbietungen «Französischer
Romantik» vorzubereiten bzw. diese auch kulturhistorisch
zu reflektieren.
Französische Photographie 1840-1871
[m Rahmen der Junifestwochen 1987 mit der übergeord-
neten Thematik «Französische Romantik» hat die Schwei-
zerische Stiftung für die Photographie mit ca. 150 Origi-
nalphotographien in die ersten dreissig Jahre der photo-
graphischen Anfänge in Frankreich zurückgeblendet. In
einer konzentrierten Auswahl gelang es, Meisterwerke und
zum Teil einmalige Raritäten aus den berühmten Samm-
lungen der Bibliotheque Nationale, des Musee d’Orsay,
Musee Carnavalet und weiteren Museen und privaten
Leihgebern Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz
zu einer spannenden Ausstellung zusammenzubauen. Das
bildnerische Schaffen Delacroix’ und Victor Hugos, im
Medium reizvoll kontrastierend und informativ ergän-
zend, reihten sich in einer «Portraitgalerie berühmter Zeit-
genossen» Maler, Musiker, Dichter und Schauspieler auf.
Aber auch eine Gruppe mit kostbaren Aktstudien, Stras-
senbildern, Stilleben und Architekturansichten versuchte,
die Atmosphäre im Paris des Second Empire wachzurufen.
«Stiller Nachmittag» — Aspekte junger Schweizer Kunst
In den vergangenen Jahren hat das Kunsthaus regelmässig
kleinere, zumeist gekoppelte Einzelausstellungen jüngeret
Schweizer Künstler(innen) im Erdgeschoss oder umfas-
sende Retrospektiven gezeigt, kaum jedoch aber den
Versuch einer grossangelegten Gruppenausstellung unter-
nommen. Das letzte Mal, dass im Kunsthaus erklärter-
massen «Junge Schweizer Kunst» in einem Überblick
gezeigt worden ist, datiert denn auch bereits mehr als 15
Jahre zurück, als mit der Präsentation von «30 Jungen
Schweizer Künstlern» innerhalb einer «Wege und Experi-
mente» betitelten Dreierserie von Ausstellungen vorerst
das geometrische und konstruktive Schaffen der jüngeren
Generation vorgestellt wurde.
Das Jubiläumsjahr zum 200jährigen Bestehen der
Kunstgesellschaft gab den äusseren Anlass, um zwischen
den «Klassikern» Eugene Delacroix und Edvard Munch
das Augenmerk den Schweizer Künstlern bis zum
40. Altersjahr zu schenken. Das Unternehmen war umso
gewichtiger, als davon abgesehen wurde ist, die Künstler
nach sich abzeichnenden «Tendenzen» oder jeweils bevor-
zugten «Medien» einzelnen Ausstellungsteilen zuzu-
ordnen; vielmehr umfasste diese Gesamtschau - mit
verschiedener Akzentuierung, entsprechend den teils vor-
gegebenen räumlichen Verhältnissen - in sämtlichen den
temporären Ausstellungen vorbehaltenen Lokalitäten des
Kunsthauses verschiedenste Strömungen und Ausdrucks-
mittel gleichzeitig.
Die subjektiv gehaltene Auswahl der in Absprache mit den
beteiligten 25 Künstlern und Künstlerinnen ausgesuchten
Werke und Werkgruppen versuchte der beschränkten
Anzahl der Ausstellenden entsprechend nicht, einen allge-
meinen Überblick über das Schaffen von Schweizer Künst-
lern oder gar «Schweizer Kunst» zu dokumentieren. Im
«Stillen Nachmittag» (dessen Titel eine 1985 entstandene,
labile Gleichgewichte evozierende und ebenfalls mit in der
Ausstellung gezeigte Photoarbeit der beiden Zürcher
Künstler Peter Fischli und David Weiss zitiert) sollte es
darum gehen, die Vielfalt der künstlerischen Ansätze mit-
und nebeneinander durch hervorragende Arbeiten
Einzelner zu zeigen, die innerhalb eines ausgesprochenen
Stilpluralismus tragfähig und vorbildlich erschienen.