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die USA, wo eine lange , erfolgreiche Karriere als
Ausstellungsgestalter, als Architekt, Gestalter von
Grossplastiken und von L a ndschaften folgte. Zudem
war er als küns tl erischer Bera ter für Firmen und
Institutionen täti g. 1968 war Herb ert Bayer verant-
wort lich für die Gestaltung der Ausstellung «50 Jahre
Bauhaus » in Stuttgart. Bayer verstarb 1985 in Santa
Barbara, Kalifornien.
Die ersten fotografischen Arbeiten Ba yers (ab ca.
1928) verw enden dur chaus noch konventionelle Mittel ,
es handelt sich um direkte Kame rafo tografie. Hier
scheint der Einfluss von Moholy-Nagy evident, wenn
sich Bayer auch eher für grafische, zweidimens ional e
Netzwerke, Raster und G itter interessiert als für
die plastische Raum spannung in der Tradition des
rus sischen Kons truktivi s mus, welche im Zentrum von
Moholys fotografischer Arbeit steht. Aber bereits zu
Beginn der dreissiger Jahre erschöpft sich Bayers
Interesse an der direkten Kame raf otografie und er
arbeitet verstärkt an deren I nte gration in plastische,
malerische und grafische Gestaltung. So entstehen die
ers ten Positivmontagen: Elemente einze lner fotogra-
fischer Abzüge, eigener und gefund e ner, werden aus-
g e schnitten, neu zusam mengekl ebt, oft noch kunstvoll
r etuschiert und schlies s lich als fertige M ontage ab-
fotografiert. Die Litera tur unterscheidet bei Bayer gern
zwischen «F o tomont agen» und «Fotoplastiken» – letz-
teres eine Bayer’sche Appropriation eines von Moholy
geprägten Terminus. Der Künstler selbst machte sich
jedoc h in spätern Jahren wenig aus dieser U nter-
scheidung, welche w eniger die technischen Mittel der
Herstellung zweier dur chaus unt ers c hiedlicher Werk-
g ruppen, s ondern eher deren inhaltliche Diskrepanz
benennt: «I would say that the techniques of fotomon-
tage and fot oplas tik do not really d iffer, except that in
the fotoplastik I have used sculptural elements which I
made and with which I made the c omposition before
p ho tographing it. In both ca tegories cut-out phot o-
graphs pasted together, retouched and then rephoto-
graphed, were
us ed».1
Die dem Kuns thaus geschenkte Grup pe von neun
Arbeiten repräsentiert sehr gültig die beiden vorherr-
HERBERT BAYER, NEUN FOTOARBEITEN
AUS DEN JAHREN 1931 BIS 1936
Dank einer grosszügigen Schenkung der Dr. Carlo
Fl eischmann Stift ung gel angte eine Gr uppe von neun
fo tografischen Arbeiten Herbert Ba yers in die Samm-
lung. Diese ber eichern den Bestand der Fotosamm-
lung des Kuns thaus es an künstlerischer F otografie
der klassischen Moderne in eminent er Weise. Insbe-
sondere repräsentiert Bay ers experimentelle foto-
grafische Arbeit e x emplarisch die beiden methodo-
l ogischen Leitlinien, entlang welcher Künstler seit
dem frühen zwanzigsten Jahrhundert die rein veris-
tisch abbildende, aber auch die pittoresk mimetische
Funktion der Fotografie zu überwinden suchten:
Dies sind zum einen die M ethoden der Mont age und
Coll age, zum a ndern die I ns zenierung autonomer
plas tischer Werke, welche vermittels der Fotografie,
und nur so, ihre Re alis ierung finden, was der Skulptur
im z wanzigs ten Jah r hundert eine Lösung von der
materialen Basis ihrer Jahrtaus ende alten Geschichte
ermöglicht.
Herbert Bayer wurde im Jahr 1900 in Ober-
österreich gebor en. Er erlernte Typografie und Grafik
in Linz und in Darms tadt (bei Eman uel Margold). 1921
bis 1925 studierte er am Bauha us, insbesondere
bei Kandinsk y und bei Schlemmer . 1925 bis 1928 war
Bayer dann selbst als Lehrer am Ba uhaus tätig und
zwar als Leite r der W erks tatt für Druck und Reklame,
spä ter Werkstatt für T ypografie und W erbsachen-
gestaltung. In dies er F unktion entwarf Bayer auch die
Drucksachen des Bauhauses. 1928 verlies s er das
Bauha us, zog nach Berlin und war dort als selb-
ständiger W erbegrafi k er tätig. Er widmete sich da-
neben auch der Gestaltung von Ausstellungen, der
Fotografie und der Mal erei. 1938 emigrierte Bayer in in