Volltext: Jahresbericht 2006 (2006)

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die USA, wo eine lange , erfolgreiche Karriere als 
Ausstellungsgestalter, als Architekt, Gestalter von 
Grossplastiken und von L a ndschaften folgte. Zudem 
war er als küns tl erischer Bera ter für Firmen und 
Institutionen täti g. 1968 war Herb ert Bayer verant- 
wort lich für die Gestaltung der Ausstellung «50 Jahre 
Bauhaus » in Stuttgart. Bayer verstarb 1985 in Santa 
Barbara, Kalifornien. 
Die ersten fotografischen Arbeiten Ba yers (ab ca. 
1928) verw enden dur chaus noch konventionelle Mittel , 
es handelt sich um direkte Kame rafo tografie. Hier 
scheint der Einfluss von Moholy-Nagy evident, wenn 
sich Bayer auch eher für grafische, zweidimens ional e 
Netzwerke, Raster und G itter interessiert als für 
die plastische Raum spannung in der Tradition des 
rus sischen Kons truktivi s mus, welche im Zentrum von 
Moholys fotografischer Arbeit steht. Aber bereits zu 
Beginn der dreissiger Jahre erschöpft sich Bayers 
Interesse an der direkten Kame raf otografie und er 
arbeitet verstärkt an deren I nte gration in plastische, 
malerische und grafische Gestaltung. So entstehen die 
ers ten Positivmontagen: Elemente einze lner fotogra- 
fischer Abzüge, eigener und gefund e ner, werden aus- 
g e schnitten, neu zusam mengekl ebt, oft noch kunstvoll 
r etuschiert und schlies s lich als fertige M ontage ab- 
fotografiert. Die Litera tur unterscheidet bei Bayer gern 
zwischen «F o tomont agen» und «Fotoplastiken» – letz- 
teres eine Bayer’sche Appropriation eines von Moholy 
geprägten Terminus. Der Künstler selbst machte sich 
jedoc h in spätern Jahren wenig aus dieser U nter- 
scheidung, welche w eniger die technischen Mittel der 
Herstellung zweier dur chaus unt ers c hiedlicher Werk- 
g ruppen, s ondern eher deren inhaltliche Diskrepanz 
benennt: «I would say that the techniques of fotomon- 
tage and fot oplas tik do not really d iffer, except that in 
the fotoplastik I have used sculptural elements which I 
made and with which I made the c omposition before 
p ho tographing it. In both ca tegories cut-out phot o- 
graphs pasted together, retouched and then rephoto- 
graphed, were 
us ed».1 
Die dem Kuns thaus geschenkte Grup pe von neun 
Arbeiten repräsentiert sehr gültig die beiden vorherr- 
HERBERT BAYER, NEUN FOTOARBEITEN 
AUS DEN JAHREN 1931 BIS 1936 
Dank einer grosszügigen Schenkung der Dr. Carlo 
Fl eischmann Stift ung gel angte eine Gr uppe von neun 
fo tografischen Arbeiten Herbert Ba yers in die Samm- 
lung. Diese ber eichern den Bestand der Fotosamm- 
lung des Kuns thaus es an künstlerischer F otografie 
der klassischen Moderne in eminent er Weise. Insbe- 
sondere repräsentiert Bay ers experimentelle foto- 
grafische Arbeit e x emplarisch die beiden methodo- 
l ogischen Leitlinien, entlang welcher Künstler seit 
dem frühen zwanzigsten Jahrhundert die rein veris- 
tisch abbildende, aber auch die pittoresk mimetische 
Funktion der Fotografie zu überwinden suchten: 
Dies sind zum einen die M ethoden der Mont age und 
Coll age, zum a ndern die I ns zenierung autonomer 
plas tischer Werke, welche vermittels der Fotografie, 
und nur so, ihre Re alis ierung finden, was der Skulptur 
im z wanzigs ten Jah r hundert eine Lösung von der 
materialen Basis ihrer Jahrtaus ende alten Geschichte 
ermöglicht. 
Herbert Bayer wurde im Jahr 1900 in Ober- 
österreich gebor en. Er erlernte Typografie und Grafik 
in Linz und in Darms tadt (bei Eman uel Margold). 1921 
bis 1925 studierte er am Bauha us, insbesondere 
bei Kandinsk y und bei Schlemmer . 1925 bis 1928 war 
Bayer dann selbst als Lehrer am Ba uhaus tätig und 
zwar als Leite r der W erks tatt für Druck und Reklame, 
spä ter Werkstatt für T ypografie und W erbsachen- 
gestaltung. In dies er F unktion entwarf Bayer auch die 
Drucksachen des Bauhauses. 1928 verlies s er das 
Bauha us, zog nach Berlin und war dort als selb- 
ständiger W erbegrafi k er tätig. Er widmete sich da- 
neben auch der Gestaltung von Ausstellungen, der 
Fotografie und der Mal erei. 1938 emigrierte Bayer in in
	        
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