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Darin täuschte sich von Roon gründlich. Bismarck
wußte, was er tat und für wen er es tat.
Meisterhaft wußte BismJarok jede Festigung des
parlamentarischen Gedankens und Regimes zu ver
hindern. Weniger meisterhaft, aber um so brutaler
knebelte er auch die neu auftretende sozialistische Be
wegung. Fortan konnte Bismarck sein eigentliches
Ziel als erreicht betrachten und sich ganz wieder seiner
ersten unld einzigen Liebe hingeben, die in keinem
Augenblick aufgehört hatte, ein ostelbisches Idyll
(wenn auch mit modernisierten Außenseiten) zu sein.
Vom Freihandel ging Bismarck über, zum „Schutze
der nationalen Arbeit“, das heißt, er unterstützte „not-
leidende Agrarier“ und schuf Schutzzölle. Was sich
im Laufe der liberalen Aera und der Kriegspolitik
bürgerlicherseits in maßgebende Stellen eingedrängt
hatte, das wurde entweder beseitigt oder aber feudalisiert.
Die Junker im modernen Preußen.
Mit einigen leicht zu verwindenden Kratzern hatte
sich das Junkertum unter Bismarcks genialer Führung
aus dem Strudel der R e volutionszeit und der Kriegs-
ereignisse herübergerettet in die moderne Welt. Nichts
oder fast nichts war ihm verloren gegangen, und bis
auf den heutigen Tag hält es alle seine politischen Pri
vilegien ungeschiwächt aufrecht. Und noch immer pro
testiert es lebhaft gegen jede (aber auch jede) liberale
Reformidee. Noch immer predigt es die Rückkehr zur
guten, schönen Zeit der Batrimonialobrigk eiten.
Im ersten Augenblick hatten die Männer der
„Kreuzzeitung“ äußerst heftig gegen das neue Reichs-
tagswiahlrecht protestiert. Auch Bismarck hatte im
stillen immer eine so lebhafte Abneigung gegen diese
demokratische Einrichtung, daß er sich Ende der 60er
Jahre mit der ausgesprochenen Absicht trug, „den
ganzen Klimbim“ wieder äbzuschaffen. Aber im Laufe
der Zeit überzeugten sich die Junker, daß dieses Wahl
recht und dieser Reichstag ihrer Machtstellung in
keiner Weise Abbruch taten. Ein Parlament ohne ver
antwortliche Minister, ohne Kontrollrechte über die