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getötet worden, die sie fortgesetzt überfielen, viele
waren vor Hunger und Erschöpfung gestorben.“
In der Broschüre un!d in den Berichten liest man
ferner: „Das ganze Land ist ein Totenfeld. Die Ka
daver der bemühten und geschändeten Frauen säumen
seine Wege. Mit Peitschen und Knüppeln wurden die
Aermsten fast nackt auf ihrem Wege vorwärts ge
trieben, bis sie vor Hunger öder Erschöpfung zu Boden
fielen. Kinder, die nicht mehr weiter konnten, mußten
von den verzweifelten Müttern am Boden verschmach
tend liegen gelassen werden und die Kurden schlugen
ihnen die Schädel ein.“
Die Bewohner des Dorfes Tel Armen (an der
Bagdadbahn) wurden lebendig verbrannt oder in die
Brunnen geworfen. Im Euphrat wurden Tausende er
tränkt. Die Kinder wurden auf Flößen zusammen
gebunden, aber die irrsinnig gewordenen Mütter war
fen sie oft schon vorher in den Fluß. Die Frauen band
man zusammen und stürzte sie von hohen Felsen in
die Fluten des Euphrat hinab. Durch einen Monat
hindurch beobachtete man fast täglich stromabwärts
treibende Leichen. Die Männer verstümmelt, die
Frauen aufgeschlitzt.
Ueber diese Menschenschändung erzählt Henry
Barby in seinem Tagebuch aus Armenien, Tiflis,
August 1915: „In Ardjich, an den Ufern des Sees Wau,
brachten die Türken, nachdem sie die armenischen
Männer getötet hatten, den Frauen die einzelnen
Glieder derselben zurück.“
Ich habe aus allen Dokumenten, die vor mir
liegen, den hundertsten Teil der türkischen Metzelei
wiedergegeben. Man kann sich aber einen Begriff
von ihrer ganzen Ausdehnung machen, wenn man er
fährt, daß über 800,000 Armenier, Männer, Frauen und
Kinder im Laufe weniger Monate ermordet wurden.
Alles, was von dem Volk der Armenier übrig geblieben
ist (denn die in Konstantinopel Lebenden wurden auch
zum Teil massakriert, wie in dem Buch: „Zwei Jahre
in Konstantinopel“, von Dr. H. Stürmer, zu lesen ist),
sind 200,000, die sich in den Kaukasus geflüchtet haben.
\ on den in die syrische Steppe oder nach Mesopota