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sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euer fluchen; tut wohl denen,
die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen.“
(Matth. V. 43, 44.)
(Lange Pause.)
Bauer: Und die Steuern? Da soll man womöglich auch keine Steuern
zahlen ?
Fremder: Das mußt du halten, wie du willst. Wenn du selbst
hungrige Kinder hast, dann müssen natürlich zuerst die ernährt werden.
Bauer: Man braucht also überhaupt gar keine Soldaten?
Fremder: Wozu denn nur? Millionen und aber Millionen bringt
ihr dazu selber auf; das ist keine Kleinigkeit, so eine Horde von Menschen
zu erhalten! Beinahe eine Million Fresser, und welchen Nutzen habt ihr
von ihnen? Ihr bekommt das Land nicht, und sie schießen noch auf euch.
(Der Bauer seufzt und schüttelt den Kopf.)
Bauer: Es ist wahr. Aber da müßten alle gleichzeitig anfangen.
Widerstand von einem Einzelnen oder von zweien — da wird man bloß
erschossen oder nach Sibirien geschickt, damit ist es aus.
Fremder: Aber es gibt auch jetzt schon solche Menschen, junge
Burschen, die sich für Gottes Gesetz einsetzen, gehen nicht zum Militär.
Jeder tut seine Sache für sich. „Ich kann nicht gegen das Gesetz
Christi Mörder sein. Macht mit mir, was ihr wollt, aber ich fasse
das Gewehr nicht an.“
Bauer: Nun, und was dann?
Fremder: Sie kommen ins Gefängnis und sitzen — die Armen —
drei, vier Jahre. Aber man sagt, sie hätten es dort gut, denn die Obrig
keit — es sind ja auch nur Menschen — hat vor ihnen Achtung. Und
mancher wird einfach so entlassen, angeblich weil er untauglich ist,
wegen schwacher Gesundheit. Mancher Riesenkerl, der bombengesund
ist, wird für untauglich erklärt, nur weil man Angst hat, ihn zu nehmen,
er könnte die anderen aufklären, Soldat sein, sei gegen Gottes Gesetz.
So entläßt man ihn einfach.
Bauer: Was du sagst!
Fremder: Es kommt vor, daß man entlassen wird, aber es kommt
auch vor, daß man sein Leben läßt. Doch die Soldaten lassen ja auch ihr
Leben und werden obendrein noch verstümmelt: der eine kein Bein
mehr, der andere ohne Arme . . .
Bauer: Du bist mir aber ein Schlauer. Das wäre ja alles schön,
aber so geht es nicht.