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Und andre stürmen keuchend ins Gefecht!
Und Brüder zappeln wund in Stachelnetzen
Und faulen drin gleich fortgeworfnen Fetzen,
Und Brüder siechen in Gefangnenfron
Und Lazarett; und die den Boden netzen
Mit ihrem Blut sind zehnmal Million.
Doch schon marschiert und stürmt ein neu Geschlecht,
Um gleichen Leidenslohn sie zu ersetzen. —
Und fühl mich blutend eins mit ihrem Wehe,
Und ihre Sache wird zu meiner Sache . . .“
Mit diesen Gedichten tritt Faesi in die Schar derer, denen Dichtung als
Verantwortlichkeit und vorbildliches Tun gilt.
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Üean Oebrit
gibt ein Buch heraus ,,et ce fut la güerre“ — „und also ward der Krieg“
(bei Atar, in Genf 1917). Debrit ist Genfer. Viele Leute wissen immer
irgend etwas von Debrit. Ich weiss nichts von ihm, nur was ich aus
seinem Buch lese. Vor diesem Buch bleibt keine Regierung moralisch
bestehen, die Macht keines Landes erhalten. Das einzige Ziel des
Buches ist der Mensch, die einzige Richtung des Buches ist die Menschlich
keit. Das ist bei Debrit keine weichliche Phrase, sondern erste sachliche,
nackte und wissende Forderung. Dieser Schweizer hat den Mut, die
Entstehung des Krieges und seinen Verlauf unter dem Richtpunkt des
Menschen anzuschauen. Ebenso mutig und ebenso sachlich ist seine Konse
quenz: Umwälzung. Jean Debrit ist ein Mann des Tages; er gibt in Genf
eine Wochenschrift heraus „La Nation“ und eine Tageszeitung „La Feuille“
(in denen es den Autoritäten jedes Landes schlecht geht). Und dieser Jour
nalist stellt die Forderung der Umwälzung wissend auf: Umwälzung von
geistiger Herkunft zu geistigen Zielen hin.
„Aber wenn die Regierungen denken — die Regierten werden lenken. Das
ist unsere tiefe Überzeugung. Wir glauben fest, dass bei dem übermensch
lichen Ekel vor den Militärgloriolen, der alle befallen wird, viele Dinge, die
bisher unmöglich schienen, wie durch Zauberschlag verwirklicht werden. Bis
jetzt mühte man sich, schon in den Kinderseelen die Liebe zum Kriege zu
hegen, indem man die Herrscher und ihre Ambitionen, die Staatsmänner und
ihre feinen Gewebe, die Generäle und ihre Siege zum Gipfel der National
feiern machte. Aber von nun an wird man das Entsetzen davor lehren, und
es wird im Gegenteile heissen, die Menschen und ihr Liebeswerk zu preisen.
Die Presse ergänzte diese Erziehung zum Hasse durch ihre unheilvollen
Aufstachelungen, ihre berechneten Roheiten, ihre systematischen Entstellungen.
Man wird die Presse zu diesen zwei unerhörten Dingen zwingen müssen;
gerecht gegen Jeden zu sein und die Wahrheit zu sagen. Doch ein noch
unerhörteres Ding; die Christen — oder die das sein wollen — werden wirk
lich die Lehre Christi üben müssen; jene Lehre, die — wenn ich recht berichtet