Gfossen
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bauen, ein anderer Lustspiele schreiben,
ein dritter kann Zwiebelstilleben malen
und ein vierter kann Porträtbüsten mo®
dellieren. Von ihnen kann jeder verlangen,
daß »über ihn von einem Fachmann ge®
schrieben wird«.
Der Unterschied ist der: was für die
Cassler Architekten die Hauptsache ist,
das technische Können des Fachmannes,
das ist für uns nebensächlich, weil es so
selbstverständlich ist, wie das körper®
liehe Gehen — wenn der Geist imstande
ist zu wollen!
★
Es ist natürlich für die Fachleute viel
netter, wenn sie unter sich bleiben können.
Dann ist eine gewisse Gewähr gegeben,
daß keine unbequemen Forderungen an
den Geist gestellt werden. Jeder hat gern
seine Ruhe, besonders das Alter. Die
älteren Fachkollegen genießen selbstver®
ständlich die allgemeinste Schätzung. Denn
sie haben die längste Erfahrung und
»können« daher auch am meisten. Es ist
also nur gerecht, wenn sie besondere Wert®
Schätzung empfangen. Wird im Fachorgan
»der Gebrauch der Feder ausgebildet«,
so geschieht es freundlich und im Gefühl
der Standes® und Fachbrüderschaft. Es
gibt ja schließlich überall und an jedem
Bau etwas Gutes, und das Gute muß man
hervorheben, statt das Schlechte hervor®
zukehren. Da sind die Treppen gut be®
lichtet, da ist Geschmack in den Mustern
der Korridortapeten, da ist die Bühne
sehr geschickt dem Zuschauerraum gegen®
übergebaut usw. Mündlich äußert man
sich zwar vielfach scharf und gallig, aber
die Feder <im Gegensatz zum Stifte) ist
weich und fachmännisch . . . was manch®
mal so viel ist wie weltmännisch. Tadel
wirkt in Fachkreisen als unfein, plump
und taktlos. Aber auch das Lob ist ~
außer in Nekrologen — nicht recht an®
gebracht. Die Mitglieder können doch,
wenn sie einmal aufgenommen sind, alle
gleich viel. Jedenfalls sind sie doch alle
»Könner«. Die Unterschiede sind mehr
Sache des Geschmackes: der eine baut im
erneuerten Barock, ein anderer im Sinne
Schinkels, ein dritter pflegt die Feinheit
des Biedermeier und ein vierter schließlich
ist streng modern. Aber man darf doch
in seinem Urteil nicht verrannt sein, nicht
auf eine bestimmte Formel eingeschworen.
Alle Wege führen schließlich nach Rom,
und da wirkt es doch naturgemäß ver®
stimmend, wenn von den laienhaften Kunst®
Schreibern »einige Bauleute aus irgend®
welchen Gründen besonders geschätzt
werden!«
Es ist allerdings nicht Recht von der
Kritik, daß sie einen Unterschied macht
zwischen Fachleuten und Künstlern —
und daß sie sogar die letzteren besonders
schätzt — aus irgendwelchen Gründen!
★
Aber damit die »Leute vom Bau« nicht
glauben, idi mischte mich nur in »archi®
tektonische Angelegenheiten«, so richte ich
zum Schluß an die Direktoren unserer
Theater — obwohl ich doch keineswegs
Theaterfachmann bin! — die Frage: Könnt
Ihr es verantworten, daß nicht einer von
Euch, in dieser Spielzeit wieder, auch nur
ein einziges Werk von Herrmann Essig
aufgeführt hat?! Ado ff Beßne.
Zürich.
Man lebt in Zürich: Ländlich unter Mor®
phinisten. Viele Franzosen gibt es. Die
Soldaten mit ihren schwarzen Tschackos,
schwarzer Uniform und roten Achselauf®
Schlägen erinnern an deutsche Feuerwehr.