Rene Scßicßefe ■ Aisse'
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Klosters, wo im Weihrauch die goldene Monstranz war und die
weißen Schwestern sangen. Aber nun sterbe ich daran. Ich spüre
es, ich fürchte sogar, daß es schnell geht. Ich magere schrecklich ab.
Ich verzehre mich. Herr von Ferriol hat mir einmal geschrieben,
schlimmer, als in einem Harem hätten es die Frauen in Paris auch
nicht. Er hat vielleicht recht. Und die Frauen wollen es ja nicht
anders. Aber ich kann nicht. Ich liehe, ehrwürdiger Vater, ich liebe
mit ganzem Herzen, und, nein, ich kann meine Liebe nicht für Sünde
halten. Aber das ist es nicht. Ich muß sterben, weil ich den Cheva
lier nicht heiraten kann . . .«
Der Priester wollte sie unterbrechen, aber Aisse fuhr schnell fort:
»Ja, er will mich heiraten — ihn trifft keine Schuld. Sie müssen
einsehen, daß ich ihn nicht heiraten darf. Er kann keine Sklavin
heiraten, und ich bin eine Sklavin, eine böse, eifersüchtige Sklavin,
die ihm nie verziehe, wenn er sie einmal nicht mehr liebte, und sich
gleich auf der Stelle wegwürfe, um sich an ihm zu rächen. Wie sind
sie jetzt schon hinter mir her! Oh, sie haben mich verhöhnt, als ich
herkam, und gesagt, man sehe an meinem Gang, daß ich eine Sklavin
sei, ich stieße mit dem Fuß ein rohes Ei vor mir her, darum schliche
ich so. Dann haben sie alle versucht, meinen Gang nachzuahmen.
Ich bin ihnen nicht böse, viele haben mich gestreichelt, — und im
übrigen weiß ich sehr wohl, daß ich schöner bin, als sie, und daß
sie neidisch sind, je älter sie werden. Und sie werden jeden Tag
älter. Nein, ich bin ihnen nicht böse. Wer fände es nicht natürlich,
daß sie einen Eindringling wie mich nicht gelten lassen wollen! Und
wissen nicht alle, daß Herr von Ferriol mich auf dem Sklavenmarkt
wie ein Tier gekauft hat, damit ich ihm nach seiner Rüdekehr wie
ein Tier diene? Sie hätten nur gewünscht, daß ich nicht auf ihn
wartete. Denn sie leiden, wenn sie sehen, daß jemand nicht betrogen
wird, und was mich betrifft, so schwanken sie zwischen Abscheu
und Zufriedenheit. Sie verabscheuen mich, weil ich tugendhaft scheine,
sind es aber zufrieden, weil meine Dummheit, wie sie sagen, mich
unschädlich macht. Dem Chevalier geht es nidit besser. Sie haben
ihn nicht für sich haben können, jetzt tun sie alles, um ihn aus ihrer
Gesellschaft zu vertreiben. Zugleich freuen sie sich, daß er mich liebt.
Denn er ist nicht reich, ohne Protektion, und ich — mir gehört nicht