Paul Gauguin über sein Hauptwerk
Als künstlerisches Testament hat Gauguin im Dezember
1897, fünfzigjährig, in Krankheit und Drangsal angesichts
des bestimmt erwarteten Todes auf Tahiti das größte und
figurenreichste seiner Bilder geschaffen. Nachdem das
Ende für einmal sich nicht hatte herzwingen lassen, mel-
dete er, durch Leistung noch einmal erlöst, in fast von etwas
wie Glück überstrahlten Briefen nach Paris, daß das im
Fieber konzipierte und vollendete Werk alle frühern weit
überrage und daß ein ähnliches ihm auch nie mehr ge-
lingen werde. „Hatte ich wirklich die Reife erlangt, oder
hat der große Schmerz es mich herausschreien lassen?“
Es stellt als bunter, langgestreckter Teppich in mensch-
lichen Figuren und Tieren in einer Südseelandschaft gleich-
nisweise das Leben dar, ein Bild des Daseins, geboren
und gestaltet aus Verzweiflung und Todentschlossenheit.
„Die beiden Ecken oben sind chromgelb mit der Inschrift
links und meiner Signatur rechts, gleich einem in den
Ecken beschädigten und auf eine Mauer mit Gold über-
tragenen Fresko. Rechts unten ein schlafendes Kind, dann
drei kauernde Frauen. Zwei. in Purpur gekleidete Frauen
vertrauen sich ihre Geheimnisse an. Eine bewußt und im
Widerspruch zur Perspektive überdimensionierte Figur,
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