VII
schäften hervor. Nach gewisser Auffassung wäre
das Höchste, einen Menschen so zu empfinden
und darzustellen, wie er, aber nur er, immer sein
wird und sein muss; von ihm im Rahmen einer
bestimmten Zeitlichkeit und künstlerischen Form
das zu fassen und zu geben, was in allen Zeiten
und Verhältnissen ihn nie verlässt, sein inneres
Gesetz und Wesen.
Derartige psychologische Bildnisse sind da
um so eher möglich, wo Anlage und Wille
selbst schon einigermassen geformt und ausgeprägt
sind und sich von innen her durch die körper
liche Erscheinung hindurchgearbeitet, diese durch
drungen, beseelt haben. Ganz natürlich sind da
gegen Kinderbildnisse oberflächlicher; in ihnen
schimmert erst der Glanz der ungewissen Ver
sprechungen und Erwartungen. Dies mag dann
dazu führen, im farbigen Zusammenklang von
aussen her an Leben und Bedeutung zu ersetzen,
was aus dem Gegenstand des Bildnisses sich nicht
gewinnen lässt. Am häufigsten trifft man denn
auch die farbige Ausgestaltung und Gleichsetzung
aller Teile, bis nahe an das reine Stilleben, beim
Kinderbildnis. Nun gibt es wohl auch Kinderbild
nisse, namentlich aus älterer Zeit, die seltsam