Gfossen
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kirche als vollkommen lächerliche Objekte
proklamieren, das Wort Christentum als
das einzig wahre Fremdwort ausmerzen,
oder wenigstens sollten sie eine Doktrin,
von welcher nicht die allerleiseste Notiz
genommen wird, nicht mit so fluchwürdiger
Stirn dem Sinn nach noch aufrecht halten,
daß sie gar noch in den Gerichtsstuben
mit ihren Sinnbildern hantieren und auf
das schwören, worauf sie doch im vollsten
Sinne des Wortes pfeifen.
Doch, was sage ich? Sind nicht unter eben
diesen Zeichen die wüstesten Greuel in
der Welt entbrannt? Und hat nicht eine
Wahrheit zu um so widerlicheren Aus
wüchsen geführt, je erhabener sie war?
Was Wunder, daß in einer Christenheit,
in welcher die Inquisition möglich war,
dieser Krieg sich noch ereignet! Denn ist
dies nicht ein und dieselbe Welt? Fällt
je etwas aus ihr heraus? Ja, wir bedachten
es nicht!
Jetzt aber kann man der Verwun
deten und der Gefangenen nicht denken,
ohne daß sich das Mitgefühl auch jenen
Vereinzelten zuwendet, deren es heute in
allen Ländern gibt, die von dem Strom
der Gedankenlosigkeit, der alles umwarf,
nicht fortgerissen wurden, sondern von
ihrer brennenden Erkenntnis, wie in Einzel
haft verwiesen, allein und abgetrennt, ihn
überragen. Man schreibt gewiß nicht ohne
große innere Pein Sätze nieder, wie ich
sie heute in der »Fadcel« finde: »Der
kriegerische Zustand scheint den geistigen
auf das Niveau der Kinderstube herab
zudrücken«,- und man stimmt nicht anders
als bedrückten Herzens dem Autor bei. Aber
nicht länger bin ich des Verfassers Meinung
<was nicht geschieht, um ihm entgegenzu
kommen, der ein paar Seiten weiter die
Äußerung zu Drucke bringt: »Eine Frau
soll nicht einmal meiner Meinung sein.
geschweige denn ihrer«), nicht länger teile
ich seine Meinung, wenn er auf die Frage,
die er aufwirft: »Was kann durch den
Weltkrieg entschieden werden?« sich selbst
zur Antwort gibt: »Nicht mehr, als daß
das Christentum zu schwach war, es zu
verhindern«. Ja, ich maße mir die Meinung
an, daß er da wirklich mit einer unzu
reichenden Leuchte an das Problem heran
tritt. Das Christentum war nicht zu schwach,
sondern zu stark, und die Menschheit
evoluiert derart langsam und in so ver
zweifelt weiten Kurven um dies Gestirn,
daß ihr sich trotzdem vollziehender Auf
schwung, vollends zur Stunde einer Sonnen
finsternis wie der heutigen, dem freien
Auge sich völlig entziehen muß. Aber der
Gewalt des Christentums tut die mensch
liche Hinfälligkeit keinen Abbruch,- ja un
erbittlicher könnte es nicht wider uns
triumphieren, dafür, daß wir statt seiner
eine irländische, eine polnische, eine elsaß
lothringische Frage als unerschütterliche
Pfeiler setzten und deren Last — wäre
auch im Vergleich zu ihr jedes Joch süß
und jede Bürde leicht — folgerichtig auf
uns nahmen, als seien sie, die doch im
Lauf der Jahrzehnte zerrinnen und ver
wehen werden wie nie Gewesenes, der
Dinge letztes und Endgültiges!
Besserund überlegter ist es, durch das Al
berne so wenig wie durch das Abgeschmackte
irre zu werden, ja selbst durch das Ekle und
das Scheußliche nicht, das giftigen Schwäm
men gleich den Katholizismus überwuchs,,
sich an ihm festfraß und tief unter sich
begrub, sondern an dessen goldenem Be
stand festzuhalten, in weiten Kunstbögen
der Berührung mit all seinen unberufenen
Vertretern bedachtsam auszuweichen, um
in der Vermutung nicht gestört zu wer
den, daß, wo einmal dieser viel miß
brauchte Kult zu seinem adäquaten Aus-