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Wenn ich das Liebesobjekt bin, kann ich mir doch wohl
leisten, mich zu interessieren. Es war eben gar nicht so
gemeint. Er hatte ja seine private Liebe für sich.
„Ich erzähle dem Bild, was du für einen hübschen
Schlafanzug hast. Das kann doch wohl nicht schaden,"
meinte ich. Wenn man geliebt wird, darf man wohl nicht
so gefällig sein.
Weshalb sagte er nur, daß er mich liebt? Um mir eine
Freude zu machen? Wer kann das wissen.
Er hat mir ein Glas mit Pfirsichen geschenkt. Sehr
süß. Von ihm. Ich werde jeden Tag nur eine halbe
Frucht essen. Er sagte doch, daß er mich liebt. So ein
drucksvoll hat das noch niemand gesagt. „Du gefällst mir"
oder „Ich hab' dich gern": das ist doch alles nichts gegen
das unbedingte „Ich liebe dich".
Wenn die Liebe eine Sünde wäre, müßte sie unbedingt
verziehen werden. Blindlings anerkannt. Wie hat er doch
noch gesagt, Ueberschwenglichkeit in der Stimme? „Ich
liebe dich, und werde dich nie vergessen." Er wird mich
vergessen; vergessen, wer ich bin, wie ich hieß. Aber die
Liebe wird bleiben.
Für das Geld hab' ich mir einen Stock Heidekraut ge
kauft, weil es so dankbar ist und lange blüht. Ja, und
dann stehen ja auch noch die Pfirsiche da. Ich habe erst
zwei gegessen.
Vor vier Tagen sah ich ihn. Wenn ich sechs Pfirsiche
gegessen habe, wird er verheiratet sein, denn in zwölf Ta
gen ist seine Hochzeit. Ich bilde mir ein, daß er in seiner