Full text: Die Flucht aus der Zeit

Das Wort und das Bild. 
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und nach rechts, dann langsam um ihre Achse und fällt schließlich 
blitzartig in sich zusammen, um langsam zur ersten Bewegung 
zurückzukehren. 
Was an den Masken uns allesamt fasziniert, ist, daß sie nicht 
menschliche, sondern überlebensgroße Charaktere und Leiden 
schaften verkörpern. Das Grauen dieser Zeit, der paralysierende 
Hintergrund der Dinge ist sichtbar gemacht. 
* 
Annemarie durfte uns zur Soiree begleiten. Sie geriet ob all 3. VI. 
der Farben und des Taumels außer Rand und Band. Sie wollte 
sogleich auf das Podium und ,auch etwas vortragenh Wir 
konnten sie nur mit Mühe davon abhalten. Das „Krippenspiel“ 
(Concert bruitiste, den Evangelientext begleitend) wirkte in seiner 
leisen Schlichtheit überraschend und zart. Die Ironien hatten die 
Luft gereinigt. Niemand wagte zu lachen. In einem Kabarett 
und gerade in diesem hätte man das kaum erwartet. Wir be 
grüßten das Kind, in der Kunst und im Leben. 
* 
Szittya ist aufgetaucht. Er ist ein Greis mit einem Jungens- 
gesicht; ein Bettler, der die Finessen der letzten Systeme in sich 
bekämpft. Ein rührender, lächelnder, zerbrochener Tänzer unserer 
lieben Frau, der unter Tränen seine unorthographischen Gebete 
hermault und den die Madonna so lange streicheln wird, bis er 
all seine kindischen Fluchereien vergißt und einschläft. In der 
Rocktasche hat er Annemarie ein verkrümeltes Stück Erdbeer 
torte mitgebracht. Er lächelt immer und man weiß dann nicht, 
ob er ein Satyr oder ein heiliger Seraphin ist. 
* 
Es waren Japaner und Türken da, die recht verwundert dem 
Treiben zusahen. Ich empfand zum ersten Mal mit Beschämung 
Ball, Die Flucht aus der Zeit. 7
	        
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